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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 271
kursen in Europa als konstitutiv für die »kulturelle Traumwelt« des histo-
rizistischen antimuslimischenRassismus inÖsterreich gelten können.Dies
ist, erstens, derMythos der gelungenen Emanzipation, der sich vor allem um
geschlechter-undsexualpolitischeFragendreht;zweitens,derMythosdesme-
ritokratischenAufstiegs, der die soziale Klassenstruktur betrifft; und drittens
derMythos der demokratischenGesellschaft, in demErfahrungenmit und die
VerdrängungvonautoritärerPolitikverhandeltwerden.
7.3.1 DerMythosdergelungenenEmanzipation:
jenseitsvonHomonationalismusundFemonationalismus
Wie in Kapitel 5 ausgeführt, ist die Konstruktion eines spezifisch musli-
mischen Geschlechterverhältnisses konstitutiver Bestandteil der Wir-Sie-
Unterscheidungen inantimuslimischenDiskursen.Dies trifft besondersauf
die Temporalisierung des/der muslimischen Anderen im historizistischen
Rassismus zu.Wennwir die entsprechendenDiskursfragmente einer sym-
ptomalen Relektüre unterziehen, wird deutlich, dass die Veranderung von
MuslimInnen auf ein Narrativ der eigenen abgeschlossenen, gelungenen
sexual- und geschlechterpolitischenEmanzipation angewiesen ist.Die ent-
sprechendenPassagenwurdeninKapitel 6.2bereitseingehendaufdiedarin
enthaltenen temporalisierendenDiskursmechanismen untersucht.Was bei
zweiterDurchsicht auffällt, ist zunächst die demonstrativeGewissheit,mit
der die eigene Fortschrittlichkeit in diesemFeld betontwird.Exemplarisch
kanndasandieserPassagegezeigtwerden:
»Aber ich unterstelle mal, dass ein liberales Familienbild schon Einzug
gehaltenhat inÖsterreich.UndMuslimesindgesellschaftlich sicher, inder
Masse,gesellschaftlich sicherweniger liberal.Alsodasheißt–unddasmei-
ne ichnichtnur inBezugauf FragenderHomosexualität.Dort ist es sicher
ganz extrem. Da bin ich überzeugt davon, dass selbst sich selbst als liberal
bezeichnendeMuslimedas viel eher ablehnen –und zwar,militant nicht,
aber…Gewalt kann ich ihnennichtunterstellen,will ich ihnennichtunter-
stellen – aber sicherlich deutlicher, vehementer ablehnen als konservative
Kreise inderchristlichgeprägtenGesellschaft.« (B1m;Herv.B.O.)
In diesem kurzen Ausschnitt betont der Befragte seine Gewissheit drei
Mal durch die Markierungen »sicher«, »da bin ich überzeugt davon« und
»sicherlich«.ÄhnlicheFormulierungenderSelbstversicherung tauchenauch
in weiteren analysierten Abschnitten auf. Eine Journalistin fasst diesen
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik