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»Muslimandnon-westernmigrantwomen«als generischeKategorie (Farris
2017: 146-147) und schreibt allen so benannten Frauen eine Position in der
gesellschaftlichen Arbeitsteilung zu, die ihnenCare- undReproduktionstä-
tigkeiten zuweist.Wiederholt verwendet Farris die Formulierungwie »non-
westernwomen (andMuslims in particular)« (Farris 2017: 148). Doch die –
zumindest fürdieseStudie–eigentlich relevanteFrageversteckt sich inder
Klammer:Warumgerade »Muslims inparticular«?Warumwerden femona-
tionalistische Strategien gerade über die Abwertung und/oder Dämonisie-
rungmuslimischerGeschlechterverhältnisseartikuliert,auchwenn,wieinÖs-
terreich,dieüberwiegendeZahl jenerMigrantinnen,diegesellschaftlichnot-
wendigeCare-TätigkeitenalsDienstleistungenübernehmen–etwa imPfle-
gebereich–ausosteuropäischenLändernkommen,keineMusliminnensind
undauchnichtalssolcheidentifiziertwerden?5 ImhieruntersuchtenMateri-
al konnten jedenfalls keineVerbindungenzwischenderbehaupteten sexual-
undgeschlechterpolitischenRückständigkeitdes/dermuslimischenAnderen
undFragenderSorge-,Pflege-oderReproduktionsarbeit gefundenwerden.
ZudemkannderZusammenhangauchvonFarrisselbstnichtplausibelargu-
mentiertwerden.ObwohlsiedieBedeutungderTemporalisierunginDiskur-
senderantimuslimischenVeranderunganerkennt (Farris2017: 138-144),hilft
uns ihreThese zur politischenÖkonomie des Femonationalismus an dieser
Stellealsonichtweiter.
EineandereErklärungbietetdiedeutscheDiskursforscherinMargarethe
Jägeran.LangevordenDebattenzuHomo-undFemonationalismusmachte
sie schonzuBeginnder 1990er JahreaufdieVerschränkungvon»Einwande-
rungsdiskurs« und »Frauendiskurs« aufmerksam, die sich in der Figur des
›Moslems‹ verdichte. In einer diskursanalytischenUntersuchung von 15 da-
fürgeführten,ausführlichenInterviews identifizierte sieeine»Ethnisierung
des Sexismus«: »Damit ist gemeint, dass frauenfeindliches und sexistisches
Verhalten als ein ethnischesMerkmal konstruiert undals solches besonders
hervorgehobenwird« (Jäger 1996: 10). JägererklärtdiesesPhänomenso:
5 ImGegenteilkonnteinÖsterreichderVersuchderFPÖbeobachtetwerden,›nützliche‹ost-
europäischeMigrantInnen,dienotwendigeCare-Arbeit verrichten, vermeintlich ›unnüt-
zen‹MuslimInnenentgegenzustellen.NorbertHofer,PräsidentschaftskandidatderFPÖ,
sagtebeieinemWahlkampfauftritt imNovember2016:»Kennt ihreinenMoslem,der im
Pflegebereicharbeitet,derbereitist,unserenSeniorenvielleichtdieWindelzuwechseln?
Ichkennedasnicht.« (DiePresse2016).
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik