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290 ImNamenderEmanzipation
»DieMuslimesindnichteinfach›anders‹,siesindvielmehrdasAlterEgo,die
dunkleSeitedeswestlichenSelbst.Während imklassischorientalistischen
Diskurs die ›Anderen‹ durch eine unüberbrückbare kulturelle Grenze vom
Westengetrenntwaren, ist imRahmeneinesliberal-emanzipativkodierten
Orientalismusdas ›Andere‹verzeitlicht.EstrittaufalsgesellschaftlicheWi-
derkehrdesVerdrängten. ImFall des ›Islamfaschismus‹ ist esbuchstäblich
derinEuropanachdemZweitenWeltkriegfürüberwundenerklärteundzu-
mindestpolitischgeächteteAntisemitismus.« (Karakayalı2011: 100)
Im hier untersuchtenMaterial kommt der Begriff ›Islamfaschismus‹ nicht
vor,AntisemitismusalsspezifischislamischesPhänomennennendieBefrag-
tensehrselten.EineTV-Journalistinerwähnt,dasssiebeimuslimischenGe-
sprächspartnerInnen,diesiefürNachrichtensendungeninterviewt,angehal-
tenwird,besondersgenauzurecherchieren:
»Undwenn,danngab’s auchbeimir inden letztenMonatenDiskussionen
darüber, wer kompetente Interviewpartner sind.Wer seriös ist, wenman
wirklich nehmen kann, wie biased wer ist, so in die Richtung. Da gab’s
Diskussionen,wo ichdannschnellmalwenhatte, unddannsagtderChef,
hey, pass’ auf bei dieser Person, weil vor drei Jahren hat die noch so ein
Interview gegeben undwer weiß wie stellvertretend diese Person ist für
welcheGruppeanMuslimenundsoweiter.«
Interviewer:»WaswürdenSiedannsagensinddieKriterienfürbiasedoder
nicht-biased,wiewirddarübergesprochen?«
»Ja, alsowenn zumBeispiel irgendeine Person sich ziemlich…die halt ir-
gendwieeineziemlicheAnti-IsraelLiniezumBeispielfahrt,dannmussman
natürlichaufpassenundauchschauen,wiediesePersonzumBeispielpoli-
tischdastehtzumBeispiel.AlsoindieRichtunggeht’sdanneher.« (A1f)
DiesebesondereVorsicht–dieJournalistinbetont,dassdieseVorgehenswei-
se nur für denUmgangmitmuslimischen Kontakten üblich ist – kann als
Hinweis auf eine »Kultur des Verdachts« gelesenwerden, die Karakayalı in
diesemZusammenhang identifiziert (Karakayalı 2011: 119). Deutlicher wird
der Bezug jedoch in einer längeren Passage, die schon in Kapitel 6.2.3 als
Beispiel fürdieKonstruierte ›GefahrdesRückfalls‹ imhistorizistischenRas-
sismusdiskutiertwurde.Siewirdhiernocheinmal teilweisewiedergegeben:
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik