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302 ImNamenderEmanzipation
Europa (ebd.). In einer seinerKolumnenpräsentierteRauscher LeserInnen-
ReaktionenaufseineThesenzurmuslimischenFrageunterdemTitel »Diese
Zuwanderung ist fundamental anders«. Darin kommen LeserInnen mit
den Vornamen »Agnes«, »Waltraut«, »Georg«, »Theodor« und »Heinz« zu
Wort,allesamt identifiziertensichalsnicht-muslimischeÖsterreicherInnen.
»Waltraut« bringt den Kern eines liberal-aufgeklärten, historizistischen
antimuslimischenRassismus,der imNamenderEmanzipation spricht, auf
denPunkt:
»DieMuslimebringenihrfestes,vermutlichnichthinterfragtesWeltbildmit
undbeanspruchen, inEuropagemäß ihrenüberkommenenAnsichtenund
Gebräuchenlebenzudürfen.UndwirinEuropafühlenunsderToleranzund
denMenschenrechten(?)verpflichtet,faselnvonandererKultur,fürdieman
Verständnisaufbringenmüsse.« (Rauscher2016b)
ImKontextderAsylverschärfung2016treffenwirhieralsoaufeinebesondere
HäufungtemporalisierenderMarker: ›Rückständigkeit‹, ›überkommendeAn-
sichten‹,die ›muslimisch-arabischeWelt‹, die ›mit derModernenicht fertig
wird‹, offenbarweil sienichtTeil von ihr ist.Hierwirdder antimuslimisch-
historizistischeRassismus unmittelbar zur Legitimierungsideologie repres-
siverMigrations-undAsylpolitik.
Dass die Dämonisierung vonMuslimInnen in diesem Zusammenhang
auch buchstäblichwerden kann, zeigt das Beispiel der Auseinandersetzung
mitderSilvesternachtvonKöln inder linksliberalenWienerWochenzeitung
›Falter‹. AnderDebatte imAnschluss andie sexistischenÜbergriffe auf der
KölnerDomplattezumJahreswechsel2015/16 (Dietze2016a,2016b)beteiligte
sichder ›Falter‹mit der erstenAusgabedesneuen Jahres.DasTitelbild und
derHeftschwerpunkt zumThema»FreiwildFrau«wurdenvonZeichnungen
der österreichischen Künstlerin Bianca Tschaikner illustriert. Die schwarz-
weißenIllustrationenzeigeneineMasseschwarzhaariger,finsterdargestell-
terMänner,dieweinende,hellhaarigeFrauenbegrapschen (vgl.Abb. 1).
DieDarstellungveranlasstedenösterreichischenPresserat–einefreiwil-
lige Selbstregulierungseinrichtung, die Beschwerden anhand eines »Ehren-
kodex für die österreichischePresse« prüft–dasCover als »Pauschalverun-
glimpfungundDiskriminierung« zu verurteilen (Österreichischer Presserat
2016).BetrachtetmannichtnurdasTitelbild,sondernauchdieIllustrationen
imBlattinneren (vgl.Abb.2und3), fallennochweitere, vomPresseratnicht
berücksichtigteDetails auf.
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik