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310 ImNamenderEmanzipation
mitösterreichischenund internationalenExpertinnen–darunterdie späte-
reFPÖ-AußenministerinKarinKneissl–wurdeder säkulareCharaktersder
österreichischen und europäischen Gesellschaft hervorgestrichen. Im Vor-
wort zur Publikation verdeutlichtWolf, dass das neue Islamgesetz für ihn
ein geeignetesMittel zur ›Europäisierung‹ des Islams ist und betont: »Reli-
gionsfreiheithatGrenzen.DerRechtsstaat ist inÖsterreichderMaßstab für
das Zusammenleben.Mit dem 2015 adaptierten Islamgesetz von 1912 wur-
den inÖsterreichdafürdieGrundlagengeschaffen.«Dieswären»die ersten
Schritte eines langenWeges,umden Islambesser inEuropa ankommenzu
lassen« (Wolf 2017a: 3).Die versammeltenBeiträge vertiefendieKonstrukti-
on des »Islams europäischer Prägung«.Dieser sei, soMouhanadKorchide,
ein Islam, »dermit denMenschenrechten,mit demokratischenGrundwer-
ten,mit der Gleichberechtigung der Geschlechter undmit der Säkularität
als institutionelleTrennungzwischenStaatundReligionvereinbar ist« (Kor-
chide 2017: 5).Ganz ähnlich benennt Zekirija Sejdini die »Anerkennungder
säkularenRechtsstaatlichkeit« als Bedingung für einen »Islameuropäischer
Prägung« (Sejdini 2017: 35). Der wiederholte Verweis auf das Säkulare, der
auch in den Interviews immerwieder auftaucht, berührt eine interessante
Frage,die jüngstdieBerliner IslamwissenschaftlerinSchirinAmir-Moazami
aufwarf. Sie fragt in ihrer Analyse dermuslimischen Frage in Europa, »auf
welcheWeise das Säkulare in seiner christlichenGenealogie religiöseMin-
derheiten erzeugt und Religion produzierendwirkt, etwa indem es immer
wiederdieGrenzenzwischendemReligiösenunddemPolitischenzuziehen
verpflichtet« (Amir-Moazami2016: 29).Sie spricht voneiner »liberal-säkula-
renMatrix«undmeintdamit»vorallemTrennungspraktiken innerhalblibera-
lerDemokratien,dieüberdie (il-)legitimenAusdrucksformendesReligiösen
imöffentlichenunddamitnotgedrungenauch imprivatenRaumbefinden«
(Amir-Moazami2016: 22;Herv. i.O.). ImKonzeptder liberal-säkularenMa-
trix hallt einerseits die »heterosexuelleMatrix« von Judith Butler nach (im
Sinneeiner»matrixofintelligibility«,Butler2011:24);andererseitsschließtes
anjüngereDebattenumdenStellenwertdesSäkulareninVergangenheitund
Gegenwartan.IndiesenwurdedieSäkularisierungsthese–»thethesisof›the
decline‹ and ›theprivatization‹of religion in themodernworld«als inhären-
terundnotwendigerBestandteilgesellschaftlicherModernisierung (Casano-
va2009:1050)–umfangreicherundgrundlegenderKritikausphilosophischer
(Taylor 2007), anthropologischer (Asad2003), soziologischer (Casanova2011)
undreligionshistorischer (Veer2001)Perspektiveunterzogen.CharlesTaylor
(2007)beschreibt inseinemmonumentalenWerkdasgegenwärtige ›säkulare
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik