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rung auf. Sie verallgemeinert eine spezifische, retrospektiv geschönte und
geglättete Geschichte der Säkularisierung des westeuropäischen Christen-
tumszueinermenschheitsgeschichtlichenStufentheorie.DieseStufentheo-
rie prägt, soCasanova, als »secularist historical stadial consciousness« (Ca-
sanova2011: 67)nichtnurdasVerhältnisderEuropäerInnenzuReligion ins-
gesamt,sondernzueinerReligionimBesonderen:DerIslamerscheintdarin
nichtals eineandereReligion,sondernalsdasreligiöseAndereschlechthin (Casa-
nova2008: 72, 2011: 69).Ein solches säkularistischesStufenmodellwar auch
inmanchenderuntersuchtenAussagenderbefragten JournalistInnenwirk-
sam–insbesondere inInterviewC2m,das inKapitel 6.2.2analysiertwurde.
Esgipfelt inderAussage:
»DieKirchenhabengenaudiegleicheDominanzgehabt,undauchdieglei-
cheForderungallesgleichzuschaltenunddieeigenenWertvorstellungenin
Gesetzeumzusetzen.Dasgibt’snichtmehrunddas ist jetzt vielleichthun-
dert Jahre imGange,wasganzkurz ist,wirklichkurz.Undvielleicht schafft
auchdasnochSpannungen,dasswirhieretwas…einenSchrittgetanhaben,
dendieanderenerstzutunbeginnen«(C2m)
Dass ›wir‹ einenSchritt getanhaben, den ›die anderen‹ nochmachenmüs-
sen,schreibtsich indasklassischeNarrativderSäkularisierungals Ideologie
ein.Casanova beschreibt es als »embeddedwithin an evenbroader narrati-
ve of general teleological processes of socialmodernization andprogressive
human development.Thewest simply showed the future to the rest of the
world« (Casanova 2008: 64). In derDebatte umdieReformdes Islamgeset-
zes inÖsterreichwurde die Schaffung eines ›modernen‹, ›aufgeklärten‹ Is-
lamzurstaatlichenAufgabeerklärtunddiesmitVerweisaufdieerstherzu-
stellendeKompatibilität des Islammit einer säkularenGesellschaft begrün-
det.DiedamiteinhergehendendiskriminierendenBestimmungenverweisen
darauf,dassderhistorizistischeantimuslimischeRassismuseingesellschaft-
lichesVerhältnis instituiert, dasnicht nurdieAbwehrnach außen, sondern
auchdieSpaltungnachinnenzumEffekthat.ErverbindetsichindiesemFall
mit einemsäkularistischenDiskurs,derparadoxerweisezugleichantisäkula-
reKonsequenzenhat.Konstitutiv für die Ideeder säkularenGesellschaft ist
schlieĂźlich nicht nur die Trennung vonStaat undKirche, sondern auchdie
GewährleistungderReligionsfreiheit innerhalbderstaatlich–d.h. innerhalb
des»immanentenRahmens«derSäkularen (Taylor2007: 539-593)–definier-
tenRäume.DieserAnspruchscheitert invieleneuropäischenLändernschon
andenSonderbehandlungen,diedenehemaligenchristlichenStaatsreligio-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik