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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 313
nenzukommen(inÖsterreich institutionalisiert imKonkordatzwischender
RepublikundderkatholischenKirche)unddiealsoffensichtlicheKonsequenz
despost-christlichenCharaktersdespolitischenSäkularismusgeltenkönnen.
IndiesemFalle tritt jedocheine zusätzlicheUngleichbehandlunggegenüber
einerMinderheitenreligionhinzu,diedenIslamals ›besondersreligiös‹mar-
kiert–undMuslimInnenalsVerkörperungendieserbesonderenReligiosität.
Dabeigehtes imSäkularismus-Diskursgeradenicht (nur)umdie institutio-
nelle Trennung von Staat undReligion (was imFalle des IslamalsMinder-
heitenreligion ohnehin keine reale Herausforderung darstellt), wie Charles
Taylor betont: »We think that secularism (or laïcité) has todowith the rela-
tionsof the state and religion,whereas in fact it has todowith the (correct)
response of the democratic state to diversity« (Taylor 2010: 25).Undweiter:
»Theproblemis thatareallydiversedemocracycan’t revert toacivil religion,
orantireligion,howevercomfortingthismightbe,withoutbetraying itsown
principles.« (Taylor2010:25).WoderStaatweltanschaulicherDiversität–ob
religiös oder nicht-religiös begründet –nicht neutral gegenübersteht, son-
dern erzieherisch in eine bestimmteReligion eingreift, hört er auf, säkular
zusein.Dies istoffensichtlich imVersuchder staatlichenGenerierungeines
»europäischenIslams«odereines»IslamsösterreichischerPrägung«derFall.
StaatlichePolitik,diedies imNamenderSäkularisierung tut, kannals anti-
säkularer Säkularismus bezeichnetwerden.Dies folgt derwichtigen Einsicht
Amir-Moazamis,dass »[d]ie gegenwärtigeKritik amantimuslimischenRas-
sismus[…]zukurz [greift],wennsie ›Religion‹ schlichtunter ›Kultur‹ subsu-
miertunddieMechanismenderErzeugungvonReligionsnormendurchden
säkularenStaat und seine institutionalisiertenPraxennicht berücksichtigt«
(Amir-Moazami2016: 31).DerEffektdesantisäkularenSäkularismusfügtdie
Erzählung der Säkularisierung als »a process ofmaturation and growth, as
a ›coming of age‹ and as progressive emancipation« (Casanova 2009, 1054)
indasFelddeshistorizistischenantimuslimischenRassismusein.DieFigur
des/dermuslimischen Anderenwird dabei abermals als Subjekt des noch-
nichtkonstruiert,muslimischePraxenaufdieserGrundlagegesondert–also
diskriminierend–staatlichreguliert.Dabeiuntergräbteszugleichdiesäku-
larenPrinzipien,dieerzuverteidigenvorgibt.
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik