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Anton Kuh - Biographie
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24 sophen«  – nicht mit verblasener Begrifflichkeit nach dem Wesen der Wahrheit sucht, sondern ganz konkret nach dem »Wesen des Glücks«48, der unbefangen und respektlos seine Denkbahn schreitet, der »begann, die Dinge wieder von vorne anzusehen; ohne sich vor Fiktionen und geistigen Übereinkünften der Menschheit zu verbeugen«49, der nicht fragt »Frei wovon?«, sondern »Frei  – wozu?«. Und Kuh nimmt Friedrich Nietzsche, nach dessen »Bildungsphili- ster« er seinen »Intelligenzplebejer« strickt, immer wieder gegen eben- denselben in Schutz, immer wieder auch gegen die Indienstnahme durch die antiintellektuellen, völkisch-nationalen und zumal national- sozialistischen Proponenten eines trivialisierten »Übermenschen« und »Willens zur Macht«, die »ihren« Leibphilosophen zum Apologeten säbelrasselnder deutscher Machtpolitik verfälschen; ihn zum deutschen Patrioten umbügeln50 und als »Philosophen der Macht« in die Montur des »Potsdam-Deutschen« stecken. Die zweite intellektuell prägende Figur ist charismatischer Akteur im Kuhschen Familiendrama: In den Boheme- und Anarchisten-Zirkeln Münchens, Berlins, Asconas und Wiens als Prophet verehrt; hoch- begabter und einst hochgeschätzter Schüler Sigmund Freuds, der, als er die Psychoanalyse gesellschaftskritisch wendet und damit politisiert, verstoßen wird; der, mit unüberhörbar nietzscheanischem Anklang, durch eine »Zurück-Umwertung aller Werte«, soll heißen eine Über- windung patriarchaler Herrschaft, zu einer »goldene[n] erste[n] Zeit- periode« paradiesischer Urform, egalitärer, matriarchaler Verhältnisse (zurück)zugelangen strebt;51 zu einer Art mutterrechtlichen Kommunis- mus, »rein von Pflicht und Moral und Verantwortlichkeit, von wirt- schaftlichen und rechtlichen, moralischen Verbindlichkeiten, von Macht und Unterwerfung; rein von Vertrag und Autorität, rein von Ehe und Prostitution«52: Otto Gross. Als die »menschlich bedeutendste Figur, der [er] je begegnete«53, be- zeichnet Anton Kuh diesen Inbegriff des Rebellen, programmatisch unangepaßt und trotz massiver Anfeindung und Ablehnung konsequent und ohne Konzessionen seinen Weg gehend. »[E]inem einzigen genialen Psychoanalytiker« sei er in seinem Leben begegnet, einem, der »sein Leben zwischen Polizeistation, Sanatorium und Irrenhaus [verbrachte]. Das spricht für ihn. Seine Art Psychoanalyse war eben keineswegs etwas so Harmloses, Obrigkeitsbeliebtes, zum ›Vater leih’ mir die Scher‹-Spiel Taugliches, wie sie seit Freud die Jünger samt und sonders betreiben.« Also nicht »eine Art psychischer Klistierverabreichung«. »Sie war für ihn eine neue, revolutionäre Methode« zur »Auskurierung der Mensch- heit«, die nur über die Abschaffung von »mancherlei staatsgeheiligte[n]
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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