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Kriegsgefangenen aufführen und die schon im Herbst 1914 in Fort-
setzungen, die sich über mehrere Ausgaben erstrecken, Seiten um Seiten
füllen; mit ellenlangen Rubriken wie »Patriotische Spenden« – etwa
»Für die Familien der Reservisten und Hinterbliebenen unserer gefalle-
nen Soldaten«
–, die nicht nur das jeweilige »Gesamtergebnis« auswei-
sen, sondern vereinzelt namentlich die Spender und den erlegten Betrag
(so spendet etwa »Witwe Moritz aus dem Anlasse, daß sie nach längerer
Zeit Nachricht von ihrem im Felde stehenden Sohne erhalten hat«,
25 Kronen115). Da nehmen die unzähligen Hilfsaktionen, Notfonds und
Sammlungen wie »Gold gab ich für Eisen« (bei der patriotische Bür-
gerinnen und Bürger etwa einen Ring, ein Paar Ohrgehänge, eine Kra-
wattennadel, eine Uhrkette oder Manschettenknöpfe spenden), der
»Wehrmann im Eisen« (eine der zahlreichen Spendenaktionen zugunsten
von Kriegswitwen und -waisen*) Spalten um Spalten ein. Desgleichen
»Auszeichnungen für Verdienste im Kriege«: Tag für Tag wird kund-
getan, daß der Kaiser resp. der König beschlossen habe zu ernennen:
»in Anerkennung hervorragender Dienstleistung vor dem Feinde« dem
Obersten X den Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse mit der
Kriegsdekoration; »in Anerkennung tapferen und erfolgreichen Verhal-
tens vor dem Feinde« dem Generalmajor Y das Ritterkreuz des Leopold-
Ordens mit der Kriegsdekoration; »in Anerkennung tapferen Verhaltens
vor dem Feinde dem vor dem Feinde gefallenen« Major Z die Kriegs-
dekoration zum Orden der Eisernen Krone dritter Klasse.116 Desglei-
chen »Aus dem Goldenen Buch der Armee«: Nicht nur die jeweilige
Tapferkeitsmedaille, sondern auch die »Heldentat« jener namentlich
Genannten wird hier angeführt, mit der sie »im Ringen mit dem Feinde«
und »zur Bewunderung aller Bürger« den Ruhm des Vaterlands »in
unvergleichlich tapferer Art« erhöhten.
* Initiiert von Korvettenkapitän Theodor Graf Hartig, wird am 6.3.1915 der
erste »Wehrmann im Eisen«
– eine von Josef Müller angefertigte überlebens-
große Lindenholzfigur eines Ritters – auf dem Wiener Schwarzenbergplatz
von drei Honoratioren, darunter Erzherzog Leopold Salvator, publikums-
wirksam erstbenagelt. Mit einer Spende erwirbt man die Lizenz, einen
Nagel
– nach Höhe der Spende wahlweise in Eisen, Silber (resp. versilbert)
oder Gold (resp. vergoldet)
– in den Wehrmann zu treiben. Während an den
ersten zwei Tagen jeweils 1400 Personen auf diese Art ihren Patriotismus
öffentlich bekunden, läßt die Spendenfreudigkeit rasch nach: Im Dezember
1915 vermeldet die »Neue Freie Presse« in ihrer täglichen Rubrik Der
»Wehrmann im Eisen«, mal 64, mal 59, mal 54 Personen, die am Vortag
Nägel eingeschlagen haben. – Die Aktion findet zahlreiche Nachahmer,
vor allem in Österreich-Ungarn und im Deutschen Reich.
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Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anton Kuh
- Untertitel
- Biographie
- Autor
- Walter Schübler
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Abmessungen
- 13.8 x 22.2 cm
- Seiten
- 576
- Kategorie
- Biographien