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Berlichingens auf der Szene mit einem enormen Brotlaib am Arm, von
dem sie bedächtig für ihre Familie und den Troß Schnitte auf Schnitte
herunterzuschneiden beginnt. In diesem Moment bemächtigte sich des
dichtgefüllten Hauses eine eigenartige Aufregung. Ein Raunen und
Wispern ging durch das Publikum, und die Störung, die dadurch ent-
stand, teilte sich den Schauspielern mit, von denen einzelne ihr Lachen
nicht verbergen konnten, so daß durch einige Augenblicke das Spiel
stockte. Schließlich trat die notwendige Ruhe wieder ein und das Drama
konnte ungestört seinen Fortgang nehmen.«128
Mit 1. Januar 1916 wird der Ausschank von Bier zeitlich strikt regle-
mentiert und eingeschränkt – er ist nur zwischen 19 und 22 Uhr er-
laubt –, ab 2. September 1916 mengenmäßig drastisch: auf ein Krügerl
pro Gast.129 Bereits Mitte 1915 kommt es zu Engpässen bei der Versor-
gung mit Tabak und damit massiven Preissteigerungen.130 Die Zwangs-
bewirtschaftung erfolgt allerdings erst Mitte 1918. Die wöchentliche
Quote, die auf die ab 8. Juni 1918 ausgefolgte Raucherkarte bezogen
werden kann: 36 Zigaretten oder 12 Zigarren oder ein Päckchen Ziga-
retten- oder zwei Päckchen Pfeifentabak.131
Die Ersatzmittel-Ausstellung, kurz Ema,132 am 8. Juni 1918 in Ver-
tretung des Kaisers von Erzherzog Franz Salvator in der Kaiserhalle der
Kriegsausstellung 1917 auf dem Areal des Kaisergartens im Prater eröff-
net, bildet die triste Versorgungslage ungeschminkt ab
– ganz entgegen
dem von den Behörden intendierten Zweck: »die breitesten Schichten
unserer Bevölkerung aufzuklären, zu belehren und darüber zu beruhi-
gen, daß unsere heimische Produktion auch bei noch so drückendem
Mangel der gewohnten Rohstoffe und Bedarfsgegenstände auf den mei-
sten Gebieten in der Lage sei, die Bevölkerung in dem schweren, ent-
behrungsreichen Kampfe im Hinterlande zu unterstützen und somit
beizutragen, die tückischen Aushungerungspläne unserer Feinde zu-
nichte zu machen« .133
Erlässe und Verordnungen134 sonder Zahl auf der einen Seite, exorbi-
tant steigende Preise, grassierende Spekulation und Schiebertum, Ket-
tenhandel und Unterschleif in großem Maßstab auf der anderen. Nicht
bloß im Bereich der Militärverpflegung, auch die »Özeg«, die Öster-
reichische Zentral-Einkaufsgesellschaft, eine gemeinnützige Organisa-
tion zur Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern zu möglichst
niedrigen Preisen
– eine Ergänzung der staatlich organisierten Lebens-
mittelversorgung –, bei der Bevölkerung, die sie für Versorgungs-
engpässe und rasant steigende Preise verantwortlich macht, ohnehin
unbeliebt, ist wegen vereinzelter Fälle von Preistreiberei, Wucher und
Unterschleif immer wieder im Gerede.135
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