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Anton Kuh - Biographie
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47 eines intensiven Erlebnisses seiner Gedanken übermannt sah«, und spürt »hinter dem ironischen Flimmern […] die reinere Flamme des Bekenntnisses«.22 Selbst bei dem unter humoristisch-parodistischen Auspizien stehen- den Vortrag »Warum haben wir kein Geld?«, einer sonntäglichen Mati- nee im Theater in der Josefstadt  – die Anton Kuh »in Stellvertretung Max Pallenbergs« bestreitet23, selbst in seinem ureigenen Element als von Wien über Prag bis Berlin bekannter Pionier und Prophet der Pleite beläßt er es nicht bei einer lustigen Witzelei über die allgemeine Malaise oder eine Parodie auf den wohl versprochenen, aber wohlweislich nicht gehaltenen Amstelbank-Vortrag Max Pallenbergs, sondern entwirft »mit der Gründlichkeit eines Wahrheitsfanatikers ein selbst die Einzelheiten scharf zeichnendes Bild des sterbenden Liberalismus und der Selbst- zerstörung der kapitalistischen Welt«, wie ihm die ihm ganz und gar nicht gewogene »Reichspost« attestiert, die nicht ansteht, ihn, den sie sonst regelmäßig antisemitisch anpöbelt, »einen der vorzüglichsten unter den geistigen Rednern unserer Zeit« zu nennen.24 Erst recht bei den dezidiert unter ein politisches Signum gestellten Vorträgen der dreißiger Jahre. Heimito Doderer, langjähriger rezensie- render Besucher Kuhscher Vorträge, will einen angesichts der sich zu- spitzenden politischen Lage zunehmend ernsten Kuh ausgemacht haben, der sich nicht, wie so oft, vom Hundertsten ins Tausendste verliert, sondern tatsächlich beim Thema bleibt. Als Kuh in einer Sonntags- matinee am 13. März 1932 im Theater in der Josefstadt über »Goethe und die deutsche Reichspräsidentenwahl« und also über den deutschen Ungeist spricht, sei das Publikum »nicht auf die Kosten seiner Lach- lust« gekommen, es sei Kuh mehr darum zu tun gewesen, »seine Feinde zu belehren, als den Beifall seiner Freunde zu ernten«.25 Daß einige ent- täuscht nach Hause gehen würden, die »Kuhisten« nämlich, das hatte Anton Kuh bereits kurz nach Beginn seines Vortrags prophezeit. Und Piero Rismondo, der diese Bemerkung in seiner Rezension festhält, weiter: »Nein, das war auch nicht der streichelustige Lausbub, dessen flirrende und kitzelnd-revolutionäre Lozzelachs zu hören man gekom- men war. Gleichwohl spielte Kuh vielleicht den satanischesten Streich seines Lebens: er warf coram publico die Schellenkappe weit von sich. Unverhüllt kam der Ernst zum Vorschein, blutiger Ernst.«26 Gutes Gespür beweist Berthold Viertel, als er sich ganz zu Beginn der Karriere des Stegreif-Redners zweierlei Publikum vorstellen kann, das Kuh anzieht: »die revolutionäre Jugend, der er voraustoben und sie dabei entflammen könnte  – und die wohlgesittete, konservative Bürgerlich- keit, die einen Anton Kuh, gerade wenn sie geistiges Niveau hat, jederzeit
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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