Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Anton Kuh - Biographie
Seite - 50 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 50 - in Anton Kuh - Biographie

Bild der Seite - 50 -

Bild der Seite - 50 - in Anton Kuh - Biographie

Text der Seite - 50 -

50 Art zu sprechen wirkt ungemein anregend; es ist unmöglich, als kühler Beurteiler dazusitzen, man muß vielmehr geistig mitarbeiten, und trüge man selbst nichts anderes Gehalt- und Wertvolles mit nach Hause, so doch das befriedigende und energiefördernde Bewußtsein einer gut geleisteten persönlichen Geistesarbeit.«37 Kuh verkehrt mit seinem Publikum in einer Art kriegerischer Direktheit. Wenn die Gesellschaft, die er in ihren Eitelkeiten, ihrer Trägheit, ihrer Blasiertheit angreift, ihm gegenüber sitzt, ist das für ihn Stimulans. »Je heller die Erregung im Publikum brennt, desto stärker lodert Anton Kuh. Und er ist wie der Dornbusch; wer mit ihm in Be- rührung kommt, lässt immer Wolle dabei.«38 Ein Teil seiner Spannung entlädt sich schon an den nächsten Dingen, die im Bereich seiner Wahrnehmung auf tauchen. Es braucht nur einer vom Platz aufzu- stehen, schon hört er sich von Kuh zurechtgesetzt. Wiederholt werden Diskussionen nach dem Vortrag avisiert, ein Versprechen, das den Kartenvorverkauf ungemein fördert, denn das Publikum weiß, daß Kuh zur Höchstform aufläuft, wenn er Kontra gibt. Der Vortrag »Die vergeistigte Liebe« wird angekündigt als »eventuell auf Diskussion gestellte Conférence«39, und Kuh läßt denn auch präzisieren, »daß ihm Menschen entgegengesetzter Denk richtung als Gäste willkommener wären als gleichgestimmte«.40 Tatsächlich bittet Kuh Zwischenrufer bisweilen auf die Bühne, aber keiner wagt es je, sich der Duellforderung zu stellen  – zum Bedauern des spektakellüsternen Publikums. Der Rezensent der »Vossischen Zeitung« hält denn auch fest, daß der Höhe- punkt des »Schwanneke«-Vortrags zweifellos der Augenblick ge wesen sei, da Kuh, »ein rasender Roland, den störenden Jünger des ›Metaphy- sikers der Druckfehler berichtigung‹ Karl Kraus in einen Orkus von Gelächter schickte«.41 Was den stärksten Eindruck auf seine Zuhörer macht, ist Kuhs stu- pende Lebendigkeit. Sein Temperament ist saal- und abendfüllend, und diese vibrierende, zuckende Gespanntheit eines Geistes in Aktion über- trägt sich auf sein Auditorium. Er fesselt durch seine Lebhaftigkeit und Raschheit, durch den Wechsel von kühnen Abstraktionen, lockeren Be- merkungen, Paradoxen, Bosheiten und ist in allem, was er sagt, persön- lich bis zum äußersten. Er glänzt durch eine blendende Diktion und originielle Formulierungen, zieht im Kontakt mit seinem Publikum alle Register, von einnehmendem Charme über Respektlosigkeit und Un- verschämtheit bis hin zu kaltem Hohn. Er entwickelt ein Thema und hält sein Auditorium  – vom Thema scheinbar weg- und abschweifend und schließlich doch zum Sinn des Ganzen zurückfindend  – bei der Stange. Er spricht sämtliche Anführungszeichen, Klammern und Regie-
zurück zum  Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Anton Kuh