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Anton Kuh - Biographie
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58 nung wenden. Die Schrift sei nicht Kuhs eigentliches Ausdrucksmittel, Schreiben sei für ihn nur ein Umweg, seine Gedanken suchten den kürzesten Weg der Mitteilung, kurz, sein Element der Mitteilung sei die Rede, und zwar die im kleinen Kreis. Rudolf Olden, langjähriger Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, etwa hält fest, daß die großen Wiener und Berliner Säle mit ihren Hun- derten Plätzen nicht Kuhs »wirkliches Forum« seien: »Sondern  … Er kommt auf eine Minute in die Redaktion, etwa zwischen eins und zwei, also frühmorgens, wenn zarte Menschen frisch und auf der Höhe ihrer Nervenkraft sind. Er muss dem Redakteur einen dringenden Wunsch vortragen. Er bittet, ersucht, fordert, plädiert, wirbt. Aus den Neben- zimmern sammelt sich ein Auditorium, das ihn anspornt. Er erwählt sich einen Gegner unter ihnen, der zu kurzen Zwischenrufen zuge- lassen wird. Das ist der Antagonist, der Feind, der advokatus diaboli, der Andersgläubige, der Vertreter einer fremden Weltanschauung, der Vorkämpfer eines fernen Kosmos, in ihm wird das Böse schlechthin apostrophiert. Anton Kuhs bleiches Gesicht leuchtet, die weissen Hände formen die Plastik kleiner Dinge, die ins Grosse wachsen, ein Katarakt von Worten füllt das Zimmer, aus einem unwahrhaftigen Gedankenstrich entsteht ein heuchlerisches Jahrhundert, aus einem falschen Gestus ein ungerechter Erdteil, eine Weltkatastrophe wird auf den Setzfehler zurückgeführt, der sie vollkommen symbolisiert.« Das sei »die eigentliche Kunst dieses Künstlers«, in der er unübertroffen und unvergleichlich ist. Alles sehr luftig, flüchtig, gewichtlos  – trotz- dem unvergeßlich. Wenn er vor einem Parkett spreche, weiche er schon ab von seiner Linie, passe er sich einem ihm inkongruenten Format an.85 Karl Tschuppik stößt ins selbe Horn: Im kleinen Kreis brilliere der Redner und entfalte »seine Riesenpanorama-Phantasie und den En- thusiasmus des Denkens« ungehemmt, »die kleine Schar, die ihn schätzt und den Reichtum seines Geistes wie einen seltenen Garten bewundert, hat Tieferes und Größeres empfangen«: »Er hat an melancholischen Herbstabenden, in langen Winternächten, an Frühjahrsmorgen, im Freien oder unter Dach, auf langen Spaziergängen, in Redaktions- räumen, Kneipen und stillen Wohnungen die besten Früchte seines Denkens hingegeben, ohne daß sie eine Feder festgehalten hätte. Viele dieser freien, improvisierten Vorträge waren druckreif; es hätte nur eines stillen Mitschreibers bedurft, um etwa ›Beethovens Tod‹, ›Schopen- hauer, der Humorist‹, ›Kant, Goethe, Richard Wagner und die Deut- schen‹, ›Die Welt Raimunds‹ als Zeugnisse originalen Denkens auch einem großen Kreis zu vermitteln.«86
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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