Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Anton Kuh - Biographie
Seite - 68 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 68 - in Anton Kuh - Biographie

Bild der Seite - 68 -

Bild der Seite - 68 - in Anton Kuh - Biographie

Text der Seite - 68 -

68 haben, befahl Kerlen mit Verbrechervisagen, jene Offiziere, die trotz alledem ihre Sterne trugen, hinters Haustor zu führen und ihnen dort die Sterne herunterzureißen. / Orgien an Schamlosigkeit füllten in diesem Monat und in den folgenden die Judenblätter in Darlegungen, daß das, was wir Kriegermut, Überwindung der Todesfurcht genannt hatten, richtig bezeichnet Feigheit, nämlich Feigheit vor dem Vorwurf der Feigheit gewesen sei; wahrer Mut aber sei, wenn einer, der Ver- achtung trotzend, die Gefahr, erschossen, erschlagen und erstochen zu werden, gemieden habe und davongelaufen sei oder sich unter irgend einer Ausrede oder gar durch Selbstverstümmelung gedrückt habe. Jüdische Gelehrte wiesen nach, daß jene, deren Tun wir als heldisch zu preisen gelernt hatten, im besten Falle Hysteriker seien. Anton Kuh hieß oder heißt der Mann, der in der Tageszeitung ›Der Morgen‹ den folgerichtigsten Aufsatz über diese Dinge geschrieben hat, so folgerich- tig, daß ich auf offenem Stadtbahnsteig, nachdem ich seinen Aufsatz gelesen hatte, vor Wut aufbrüllte.«125 In Bleyer-Härtls Kommißkopf ist Kuhs Generalabrechnung mit dem überkommenen Ehrenkodex, »Ehrlich gestanden«,126 hängengeblieben, die aus dem Juli 1919 datiert, mit dem Kastengeist, Standesdünkel und der Selbstherrlichkeit der Berufsoffiziere war Kuh bereits im Herbst 1918 ins Gericht gegangen, und das, ohne jedweden mildernden Um- stand gelten zu lassen. Nur keine Schonung auch der abgetakelten »Gott- gesalbten kleineren und größeren Kalibers«! Angewidert schildert Kuh den »feudalen Totentanz«, den die Mitglieder des österreichischen Herrenhauses127, ganz »Komparserie einer Prinz-Eugen-Operette«, im Oktober 1918 in ihrem verbohrten Festhalten am längst Bankrott ge- gangenen »Großösterreich« aufführen: »Ja, mit Verlaub, wieso denn? Warum soll es taktlos sein, eine durch Byzantinismus und Servilismus, durch Schulaberglauben und Unwürde verborgene Beziehung wieder natürlich herzustellen, aus einem verfassungsmäßigen Zustand die Kon- sequenzen zu ziehen und mit den gewesenen Herrschern zu rechten und zu richten, wie sie’s verdient haben? Diese Heiligkeit und Gschamig- keit vor eh’mals Gekrönten ist nur für eines verdächtig: wie unausrott- bar, unzerstörbar in den freien, republikanischen Männerbrüsten das Lakaientum, die ganze eitle Anschmierung fortbesteht, wie wenig tief und notwendig ihnen der Geschichtswandel eigentlich erscheint! Sie machen, während sich die Terminologie einer ganzen Welt geändert hat, noch immer ihr innerliches Buckerl.«128 Mit November 1918 und dem Auseinanderbrechen der Habsburger- monarchie ist Wien vom Finanz-, Handels- und kulturellen Zentrum eines 52 Millionen Menschen umfassenden Reichs zur Hauptstadt eines
zurück zum  Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Anton Kuh