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Anton Kuh - Biographie
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71 logenen Machwerks, indem der kapitalistische Ausbeutertrieb selbst vor den hehren Schöpfungen des Geistes, dem reinsten Gute der Mensch- heit, nicht haltmacht. Menschen, wollt ihr die Kunst noch länger pro- stituiert wissen?! […] Legt Verwahrung ein gegen die schamlose Ver- gewaltigung der Werke eurer großen Künstler durch geldgierige Fabrikanten der Schundoperette!« Es fruchtet weder der Versuch eines Bühnenarbeiters, die Demonstranten von der Rampe aus umzustim- men, noch vermag eine Ansprache von Direktor Hertzka von einer Loge aus die Gemüter zu beruhigen. Im Zuschauerraum und im Vesti- bül des Theaters arten die Auseinandersetzungen zu Raufereien aus, die Polizei schreitet ein und nimmt einige Verhaftungen vor. Die christ- lichsoziale »Reichspost« weiß zu berichten, daß die Störaktion von langer Hand geplant ist: »Das Flugzettelbombardement, das nieder- ging, wurde von Franz Blei in Szene gesetzt, einem der Hauptmacher des jüdischen sogenannten ›Jung-Wiener Schriftstellerkreises‹ im Café Zentral, der sich nun mit Unterstützung willfähriger Anhänger außer sonstigen Theatervorstellungen auch die Aufführung von Theater- skandalen als Aufgabe gesetzt zu haben scheint. Nach der Teilnahme an der Gründung der Roten Garde haben sich nun die Herren Blei, Wer- fel, Gütersloh recte Kiehtreiber und Genossen scheinbar ein anderes geistiges Betätigungsfeld ausgesucht. Unter den Demonstranten stellte die Polizei eine Anzahl jüdischer Offiziere fest, deren Zugehörigkeit eben zu der erwähnten ›geistigen Clique‹ des Café Zentral außer Zwei- fel steht.«135 Mag der »Bolschewistenterror im Theater«, da der Theaterbetrieb fest in bürgerlicher Hand ist, das »einzige und zeitgemäßeste Gegen- mittel« sein; mag er dem »operettenverjauchte[n] Bürgertum« einen Schreck eingejagt haben; »mag«, so Anton Kuh, »kurz gesagt, das Ma- schinengewehr auch in Geschmacksfragen radikaler entscheiden als aller Feuilletonismus und Ästhetenprotest«  – es bleiben prinzipielle Ein- wände: zum einen, daß dieses gegen die Operette gerichtete Maschinen- gewehr nur auf eine Ausgeburt der bürgerlichen Kultur zielte mit »ihrem selbstkoketten Schlieferl- und Flitscherltum, ihrer in Musik und Rosa- tüll getauchten Tetterlhaftigkeit«, Symptom der »politischen Herab- gekommenheit des Bürgertums in seinem ganzen Ausmaß. Aber eben darum, weil der Fall ein politicum ist, erscheint er im Theater deplaciert. Glaubt man die Hydra zu töten, indem man ihr ein Kopfstück gibt?« Zum anderen: »Daß Krawall zwar eine billige Überfuhr aus der Literatur in die Politik, keineswegs aber das Wesen der Politik ist.«136 Sarkastisch kommentiert Anton Kuh auch die »Hausse in Güte und Ethos«, die der Weltkrieg statt Selbsterkenntnis an der Börse der Eitel-
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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