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Anton Kuh - Biographie
Seite - 77 -
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77 den Leib geschneidert ist. Und für den der »Sinn des Feuilletonteils, sofern er überhaupt Sinn hat«, nur in der Anarchie liegen kann, »die innerhalb seiner Grenzen im Gegensatz zum Obern-Strich-Rayon herrscht«.162 Kuhs Schrei wird gehört. Nicht nur setzt sich Berthold Viertel ein- gehend mit dessen »unfromme[m], ja anarchistische[m] Protest« kritisch auseinander163  – die christlichsoziale »Reichspost« stellt Kuh dafür als Propagator jüdischer Weltherrschaft an den Pranger164, und der Wiener Landtagsabgeordnete Leopold Kunschak hetzt bei einer Kundgebung des Christlichsozialen Arbeitervereins in der Volkshalle des Neuen Rathauses am 10. Juli 1918 unter dem johlenden Beifall der 2500 Ver- sammelten gegen das verkommene Albion und dessen »wühlerische« Helfershelfer, namentlich gegen einen »jüdische[n] Journalist[en]«, der »in einer jüdischen Zeitung das Wort vom Juden als dem gebornen Frondeur geprägt« hat.165 Nicht nur die lokale Rechte verfolgt Kuh mit Argusaugen, auch Siegfried Jacobsohn ist nach einem Hinweis Max Brods auf »die einzige junge Elementarkraft unseres Journalismus«166 aufmerksam geworden und lädt Kuh Mitte 1917 zur Mitarbeit an seiner 1905 gegründeten »Schaubühne« ein. Allerdings vergrault Kuh »S. J.«, indem er der per 1. April 1918 programmatisch »Weltbühne« betitelten Berliner Wochen- schrift bereits angebotene Texte schon vorab veröffentlicht. Er publiziert jedenfalls erst wieder nach Jacobsohns Tod am 3. Dezember 1926 in diesem publizistischen Sammelbecken der parteiunabhängigen Linken der Weimarer Republik. Am Abend des 14. März 1919 gibt Kuh sein Wiener Debüt als Stegreif-Redner. Thema  – nicht von ungefähr –: sein Autor, Wedekind, »Wedekind, der Revolutionär«. Nicht von ungefähr deswegen auch sein Erfolg: Denn wenn Kuh mitreißend über den »Sexualrevolutionär« Wedekind spricht, »der sich selber, die Bürger ingrimmig frotzelnd, als Moralist bezeichnete« und »so lange auf die Moralpauke der Philister, die um ihre Ruhe zitterten, [schlug], bis das Fell in Fransen ging«167, hat das Audi- torium den Eindruck, daß »der Revolutionär Anton Kuh sich [ihm] mitteilt«.168 »Denn Kuh sprach mit feurigen Zungen, dem Gedanken untertan, dem Worte hingegeben. Die formvollendeten, geistgeladenen Aperçus, die, von einer prachtvollen Energie getrieben, zischend aus seinem Munde fuhren, waren nicht nur ›blendend‹, sie waren auch treffend.«169 Für den sensationellen Auftritt erntet Kuh nicht nur den begeisterten Applaus seiner Zuhörer, sondern  – wie das »Prager Tag- blatt« berichtet  – auch ein Engagement als Schauspieler. Der Direktor Wien, Österreichischer Ingenieur- und Architekten- verein, Großer Saal, 14.3.1919, 18 Uhr: Wedekind, der Revolutionär
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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