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Anton Kuh - Biographie
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79 Turnier  – mit politischer Schlagseite: Wien im April 1919. Zu den Klängen des Gladiatorenmarsches stampft die Crème de la crème des  internationalen Ringkampfsports auf die Bühne des Etablissement Ronacher, »20 bis 25 Zentner ›Meisterschaftskonkurrenz‹«: »Sie lassen die Arme hängen wie Möbelpacker, in deren Gelenken die Fähigkeit, sich ein Klavier ohne Umstände auf den Buckel zu schupfen, stolze Rast hält. Eine Unsumme retardierter Watsch-Energien. Zehntausend ungeohrfeigte Totschlag-Ohrfeigen defilieren am Publikum vorbei.«175 »Die Nationalitäten sind buntgewürfelt«: Vom »stolzen Linzer« über den »kühnen Atzgersdorfer« bis zum »unerschrockenen Znaimer« registriert Anton Kuh alles, was »die politische Naturgeschichte einst- mals unter dem Namen ›Österreicher‹ vereinte«. Einer der Stars des Abends: »Herr Hawliczek« aus Prag. Gleich bei seinem ersten Kampf  – das Publikum rast  – muß der Schiedsrichter einschreiten, und er tut das mit der vehementen Abmahnung: »›Herr Hawliczek, wir sind nicht in Prag!‹« Wofür »Prag« hier steht, markiert der Zwischentitel vor dieser Epi- sode: »Ein politisches Intermezzo«. Er verweist darauf, daß die Pressio- nen der jungen tschechoslowakischen Staatsmacht vis-à-vis der deut- schen Minderheit in der ehemaligen Reichshaupt- und Residenzstadt rundweg mißbilligt werden.176 Herr Hawliczek hat also, wie man damals sagte, »roh« gekämpft und wurde vom Schiedsrichter wegen unsport- lichen Verhaltens verwarnt. Der Hintergrund: In Wien angesichts von Hyperinflation und Mas- senarbeitslosigkeit Endzeitstimmung, in Prag dagegen eine neue Grün- derzeit  – die Tschechoslowakei hat den Löwenanteil der Industrie- standorte der ehemaligen Monarchie geerbt  – und Aufbruchsstimmung. Wien, auf dem Weg in die ökonomische und kulturelle Bedeutungs- losigkeit, friert im Winter 1918/1919 und wartet auf Brennmaterial- Lieferungen aus den tschechoslowakischen Kohlerevieren. Und Prag läßt Wien warten, läßt die ehemalige »Zentrale« spüren, daß man nun Oberwasser hat. Sogar hinter dem Phänomen, daß Wiens Frauen Mitte der 1920er Jahre den Trend zum gertenschlanken »Sportgirl« verschla- fen  – das Schnitzlersche »süße Wiener Mädel« ist bekanntlich »mol- lert«  –, wittert man eine Verschwörung: Das tschechoslowakische Außenministerium habe die in Wien tätigen böhmischen Mehlspeis- Köchinnen mit neuen, besonders verführerischen Rezepten versehen, um Wien auch in dieser Hinsicht den Anschluß an die Moderne verpas- sen zu lassen.177 Schon kurz nach dem Krieg warnt Anton Kuh vor der Bedrohung des neuen, durch vehemente ideologische Grabenkämpfe in seiner Stabilität
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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