Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Anton Kuh - Biographie
Seite - 85 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 85 - in Anton Kuh - Biographie

Bild der Seite - 85 -

Bild der Seite - 85 - in Anton Kuh - Biographie

Text der Seite - 85 -

85 seine Proteste gegen die Kriegsgewalt unbekümmert unsere Namen ge- setzt, so wären wir geradezu gezwungen gewesen, ihn zu desavouieren.« Die »Arbeiter-Zeitung« durchschaute die Finte und rieb in der Aus- gabe vom 21. Juni den Kollegen vom »Neuen Wiener Tagblatt« und der »Neuen Freien Presse« süffisant unter die Nase, »wer diese Fackel an- gezündet hat«: Karl Kraus.4 Dieser  – je nachdem  – perfiden oder ingeniösen Bloßstellung von revolutionär sich gebärdenden ehemaligen Etappenhengsten, die sich nun im Namen »weltbrüderlichen Protests« aktivistisch aufschwangen, entgegnete Ehrenstein mit einer knappen, sachlichen Zuschrift an die »Arbeiter-Zeitung«: Die Bemerkung, er habe nicht protestiert, als das Schweigen geboten war, treffe auf ihn nicht zu. »Wahr ist, daß mehrere meiner Proteste bereits im Herbst 1914, meine vor und um 1915 verfaß- ten kriegsfeindlichen Bücher ›Der Mensch schreit‹ und ›Die rote Zeit‹ 1916 und 1917 erschienen. Wahr ist, daß eine revolutionäre Sammlung der mir von den mittelmächtlichen Zensuren verbotenen Arbeit ›Den ermordeten Brüdern‹ nur in der Schweiz veröffentlicht werden konnte.« Zusatz der »Arbeiter-Zeitung«: »Also war seine ›körperliche Sicher- heit‹ durch seine Tätigkeit und die ihr folgenden Schikanen der Behör- den sicherlich gefährdet.«5 Obwohl Kraus behauptet, er sei in der »allgemeinen Einschätzung des politisch entzündeten Literatentums nicht von der Tatsächlichkeit der Einzelfälle bedingt«,6 knöpft er sich im Aufsatz »Proteste« die sechs Unterzeichner, deren »revolutionäre Regungen zu einer Nachmusterung des Verhaltens im Krieg unbedingt herausfordern«,7 einen nach dem andern vor. Er läßt Ehrenstein zwar nicht ungeschoren, aber glimpflich davonkommen, auch wenn er ihm, in Anspielung auf den Text des »Flugblatts«, infamerweise mehrfach Vorhaltungen macht, »daß seine körperliche Sicherheit durch seine Tätigkeit nicht gefährdet war«,8 wischt Sonnenscheins Klarstellung, daß er »während des ganzen Krieges wegen seiner antikriegerischen Gesinnung als politisch verdächtig galt und des- halb den ärgsten Drohungen und Gewaltmaßregeln der alten Regierung ausgesetzt war9 und »gegen den Krieg, gegen das Militär, gegen die Militärherrschaft und gegen die alten Regierungsformen sich sowohl literarisch als auch praktisch und agitatorisch betätigt« habe,10 kurzer- hand vom Tisch, diskreditiert die restlichen wegen ihres seiner Meinung nach kläglichen Versagens während des Kriegs. Allein ihm, Kraus, komme das Recht zu, nun gegen staatliche Gewalt zu protestieren, denn einzig er habe während des Weltkriegs seine Stimme dagegen erhoben.11 Im Pamphlet »Gespenster« stellt Kraus seine Kritik in einen größeren Rahmen und brandmarkt pauschal die Literaten als »intellektuelle Ur-
zurück zum  Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Anton Kuh