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Anton Kuh - Biographie
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89 lich festzumachen und gleich die ganze »Scheinwelt, die sich Literatur nennt und deren Taten das Werk von Betrügern und Huren sind«,35 in  Bausch und Bogen zu verdammen. Kulka hatte in den »Blättern des  Burgtheaters« unter dem Titel »Der Gott des Lachens« Passagen aus der »Vorschule der Ästhetik« veröffentlicht. Kraus witterte In- famie, Diebstahl am geistigen Eigentum und die »Kommunisierung des Geisteslebens«36. Kulka verteidigte sich mit der auf den ersten Blick wenig glaubwür- digen Begründung, er habe dem Werk Jean Pauls einen Dienst erweisen wollen37  – auf den zweiten Blick durchaus glaubwürdig, da er tatsäch- lich nicht nur über Jean Paul dissertiert, sondern sich bei Verlagen um Neuauflagen von Jean-Paul-Schriften bemüht hatte. Ehrenstein sprang Kulka, dem »unbekannten dreiundzwanzigjährigen Menschen, den der gewaltige Kraus bei lebendigem Leibe röstete«, in der Zeitschrift des von ihm mitbegründeten Genossenschaftsverlags, »Die Gefährten«38, bei; mit einer etwas hanebüchenen  – eher Bihänder als Florett  – Retourkutsche: indem er seinerseits seinen ehemaligen Förde- rer des Plagiats bezichtigte: »mit literarischem Hohn und krausisch keine kotige Wirkung verschmähendem Spott«39 durchexerziert anhand des in »Fackel« 546-550 erschienenen Gedichts »Apokalypse«, das er als Plagiat an der Offenbarung Johannis »entlarvt«: eine Persiflage auf den pathetischen Vernichtungsfuror Kraus’. Kulka hätte die »literarische Mystifikation« in der nächsten Nummer der »Blätter des Burgtheaters« aufgelöst, wäre nicht der »apostolische Denunzius« mit seinem »Haltet- den-Dieb!«-Geschrei hineingeplatzt, legt Ehrenstein unter der Kopf- zeile »Ein Ritualmord« dar. Seine Verteidigung Kulkas ist auch eine Abrechnung mit seinem einstigen Förderer Kraus. In einem mit Wort- spielen gespickten Pamphlet  – Ehrenstein nennt Kraus unter anderem den »tüchtigsten Charakterspieler des deutschen Gesinnungstheaters«, einen »das Argusauge des Gesetzes erfolgreich herbeischeangelnden Schergen der Privatdetektei ›Die Fackel‹«, »Herr Weltgerichterstatter«  – führt Ehrenstein, indem er Kraus überspitzt gegen Kraus wendet, minu- tiös vor, daß von den hundert Zeilen des Gedichts »Apokalypse« ganze vierzehn als Schöpfung Kraus’ gelten können, der große Rest hingegen als Plagiat an der Offenbarung Johannis. Wenige Tage nach der Veröffentlichung dieser Schrift, am 3. Oktober 1920, antwortet Kraus mit der vernichtenden Tirade »Die Gefährten«, wobei er in derselben Nummer der »Fackel« noch einmal über Kulka sowie in Bausch und Bogen über die gesamte expressionistisch-aktivi- stische Szene sein Verdammungsurteil spricht. Jahrelang habe er Ehren- stein »die denkbar ausgiebigste Förderung« angedeihen lassen, selbstlos
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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