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Anton Kuh - Biographie
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100 seine verletzliche Konstitution die größte Beschleunigung des Verfah- rens. Diese Bitte wird um so dringlicher gestellt, als die Nachrichten über die bisherige Behandlung Georg Kaisers in den Kreisen der deut- schen Schriftsteller höchstes Befremden erregt haben.«78 Befremden allseits auch über Georg Kaiser und wie so häufig in derartigen Fällen die lebhaft diskutierte Frage, ob der Künstler mit bürgerlichem Maß- stab zu messen sei.* Für Rudolf Leonhard mutet der Fall an »wie die erste Szene des dritten Aktes eines Kaiserschen Dramas«. Leonhard am 4. November 1920 in der »Voss«  – einen Tag bevor am Großen Schau- spielhaus unter Applaus und schrillen Pfiffen die Uraufführung von Kaisers Tanzspiel »Europa« über die Bühne geht: »Wie es auch sei und ausgehen möge79: auch wenn er ›schuldig‹ ist, neidvoll gegrüßt und ge- priesen werde der Dichter, der sich dem Fluch der Fron entringt, der sich in die Wirklichkeit seiner Dramen stellt, der, längst zerrissen vom innern Erleben, nach der Vorsehung in allen Darstellungen den Mut oder das Schicksal findet, ins Erlebnis zu münden, der den Mut zum Schicksal findet. Wenn Georg Kaiser schuldig sein sollte, ist er für ein Schicksal in der bürgerlichen Ordnung lebendig geworden und sei dop- pelt gegrüßt: als Dichter und als Schuldiger. / Er hätte dann zum Ein- zelschicksal der Dichtung, die im bürgerlichen Leben gar keinen Fluch mehr bedeutet, so habt Ihr sie entwertet, den allgemeinen Schicksals- fluch der Realität auf sich genomnen. Er hätte durch die Tür einer Ge- fängniszelle die Realität für ein neues Leben gerettet. Wißt Ihr nicht, was das bedeutet? / Er hätte nichts getan, als was er als Dramatiker dutzendmal getan hat; vielleicht auch hier aus dem Willen zur Form. Er hätte mit der zur Koketterie gewordenen Außerbürgerlichkeit des Dich- ters bis zur Schickung in die Folgen Ernst gemacht. Er hätte sich, was die meisten Dichter vermeiden, privatim zu dem bekannt, was er öffent- lich getan hat.«80 * Georg Kaiser aufgebracht bei der Gerichtsverhandlung am 15. Feber 1921: »Sein Fall werde in der Literaturgeschichte der Welt als eine der ungeheuer- lichsten Schmutzereien weitererzählt werden, mit denen Dichter jemals zusammengestoßen sind. Es gäbe heute in der ganzen Welt so wenig dichte- rische eigenschöpferische Kräfte, daß man keine einzige vernichten dürfe. Im Vergleich zu seiner Arbeit sei die rechtliche Legitimierung der Verkäufe eine lächerliche Nebensächlichkeit gewesen. Manchmal habe er selbst gesagt, es sei vielleicht moral insanity, so leicht mit fremdem Gut zu verfahren, aber moral insanity wäre es doch nur im Gegensatz zu einer bürgerlichen Auffasung, nicht im Umkreis des Schöpferischen« (Anonym: Der Fall Kaiser vor Gericht. In: Vossische Zeitung, Nr. 76, 15.2.1921, A [S. 4]).
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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