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Anton Kuh - Biographie
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105 Diese Analyse jüdischer Identitätsbildung deckt sich mit dem in der expressionistischen Literatur gängigen und dort bisweilen bis auf Blut ausgefochtenen Kampf zwischen dem rebellischen Sohn und dem auto- kratischen Vater, in Kuhs Begriffen: im Konflikt zwischen »Revolutio- när« und »Rentner«. »Der Rentner, das ist bei ihnen: der Vater. Der Familienträger. Der Staatsmensch. Genauer gesprochen: der mit der Ursünde und dem geschlechtlichen Besitzgeist Solidarische. / Der Revo- lutionär, das ist: der Sohn. Der Familienfeind. Der Weltmensch. Er will Sühnung der Erbschuld und eine Zukunft freier Beziehungswahl.«9 Nicht bloß findet Kuh diese Situation, die verzweifelten Versuche, sich von der väterlichen Autorität freizustrampeln und den Geruch des Zwingers abzustreifen,10 im Werk eines mit ihm bekannten Autors »genial beschrieben«,11 dieser Autor hat sich auch »in einer palimpsest- artigen Schreibweise« auf Kuhs Texte bezogen, zweifelsfrei nachweisbar an einzelnen Wendungen und Denkfiguren und bis in einzelne Formu- lierungen. Der Autor: Franz Kafka; das Werk: »Die Verwandlung«.12 Die Söhne können dem engen »Familiengelaß« allenfalls entspringen, frei sind sie deshalb noch lange nicht. Der Aktivismus, den sie beim Sichfreistrampeln entfalten, ist und bleibt: »Überwindung des Papa«.13 Diese verzweifelten Versuche, sich vom Vater abzulösen, scheitern not- wendigerweise. Kuh spielt dieses Scheitern an drei Reaktionsmustern durch: Zionismus, Assimilation, Selbsthaß. Im Zionismus sieht Kuh die Fortsetzung der patriarchalen jüdischen Familienordnung unter anderen Vorzeichen, ein »Zurück in die warme Stube!«, einen »Ismus« nach bewährtem Muster, einen »Imitations- nationalismus«14, der Zionismus trägt ihm zufolge »ein samtenes Patri- archenkäppchen«.15 Schon im Mai 1918 hatte Kuh in einem »Pogrom« betitelten, in der Wiener pazifistischen Wochenschrift »Der Friede« veröffentlichten und von der Zensur verstümmelten Artikel  – nachgedruckt und über- schwenglich eingeleitet von Max Brod in der Prager zionistischen »Selbstwehr«16  – gegen Assimilation polemisiert, in der er, wie dann ausführlicher in »Juden und Deutsche«, die »Tragödie«, die »Schuld« des Judentums in seiner »Selbstverblendung und Selbstbelügung im Bündnis mit fremden Idealen«17 sieht  – jeweils mit fatalem Ausgang: »und am Ende schlägt man ihnen noch mit einem Axthieb den gebeugten Nacken durch. Ihres falschen Strebens Lohn ist: der Pogrom.«18 In einem Rückblick auf die Geschichte der »deutsch-jüdischen Ge- mütsallianz« von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg beschreibt Kuh in »Juden und Deutsche« die vermeintliche »Befreiung« des Juden- tums als »Kette falscher Anwaltschaften«19  – ob nun unter der Sigle der
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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