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Bosheit sich balgend
… jene, die
… die, die
… die jene
… das der
… zu
der das … daß ich … da aber, wo die Schuld der Zeit, die Zeit der
Schuld
… tat der Täter die Tat
… der Tate
… die Mad
…
– ein tobsüch-
tiger Spuckanfall in Relativsätzen, die die Jüngels ehrfurchtsvoll vom
Boden wischen mit dem Ausruf: Aber eine Schaparache! (Sprich: Spra-
che.) Um Himmels willen: will er sich selber ins Bein beißen?« Er
läßt den »Ethiker« wissen, daß sein Schimpfvokabular – »Tinterl«,
»Schwachkopf«, »Kuhmist«
– ansonsten die »›erregten Zuschriften aus
dem Leserkreise‹, insbesondere jene deutschvölkischer Richtung aus-
zeichnet«, und wundert sich über die von Kraus, dem »Vielgewatsch-
ten«, als Therapie empfohlene »Watschen«: »Es ist erstaunlich, welche
Höhe Ihr Ethos erreicht, wenn Ihre Eitelkeit verletzt ist.«
Schauplatz des nächsten Scharmützels ist tatsächlich nicht die
»
Fackel«, sondern die »Magische Operette« »Literatur oder Man wird
doch da sehn«, eine hochkomische Travestie des Anfang 1921 erschiene-
nen Erlösungsdramas »Spiegelmensch« von Franz Werfel, mit dem
Kraus nach anfänglich emphatischer Wertschätzung von dessen Lyrik
sich aus persönlichen Gründen überworfen hatte. Nachdem Kraus
Werfels wiederholte Versuche, reuig einzulenken, brüsk zurückgewie-
sen hatte und zudem einen Brief an ihn, in dem Werfel sich beklagt
hatte über den Angriff, den Kraus im November 1916 in »Melancholie
an Kurt Wolff«10 gegen die von diesem verlegten Prager Literaten ganz
allgemein und gegen ihn, Werfel, im besonderen, geritten hatte, in der
»Fackel« vom Januar 1917 veröffentlichte, war es zu einer heftigen,
öffentlich ausgetragenen Fehde gekommen. Werfel, der 1919 in der Aus-
einandersetzung um das Toller-Telegramm von Kraus zerzaust worden
war, sann auf Revanche. Und bestand unter anderem
– trotz dringender
Bitten Wolffs, sie im »Spiegelmensch«-Manuskript zu streichen – auf
einigen derben Spitzen gegen Kraus und dessen »Fackel«. Die Kraus
sichtlich schmerzten, kommentiert er sie doch ausführlich in »Aus der
Sudelküche«. Er verwahrt sich insbesondere gegen die ihm in den
Mund gelegten Worte »Kurz und gut, weil ich zwar den Menschen aus
den Augen, doch nicht in die Augen sehen kann, will ich ihnen lieber
gleich in den Hintern schaun, ob dort ihr Ethos in Ordnung ist«11 als
eine »von jeder Silbe« seines »Lebenswerks Lügen gestrafte Zeichnung,
die ihren eigenen Sinn« seinem »Kampf für das Recht der sexuellen
Persönlichkeit« verdanke.12 Kraus läßt wissen, daß er überlegt habe,
»Spiegelmensch« konfiszieren zu lassen, »um die Grenzen des künstle-
rischen Schaffens zu fixieren und eine Büberei außer die literarische
Debatte zu stellen«.13 Rechtliche Konsequenzen droht er jedenfalls
Schauspielern an, die den Rollentext vortrügen.
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Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anton Kuh
- Untertitel
- Biographie
- Autor
- Walter Schübler
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Abmessungen
- 13.8 x 22.2 cm
- Seiten
- 576
- Kategorie
- Biographien