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Anton Kuh - Biographie
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120 vermerkt die »Bohemia« in einer Ankündigung des Vortrags: »Über- füllung wird durch eine besondere Sitzordnung hintangehalten.«28 Während das Publikum hingerissen ist von seinen reichlich mit Bei- spielen aus der Literatur illustrierten Ausführungen zum unseligen bür- gerlichen Dualismus »Geist  – Erotik« sowie zur Anmaßung, mit der das bürgerliche Gesetzbuch über erotische Angelegenheiten urteilt, und Ludwig Winder ihm in der »Bohemia« attestiert, daß er »blendend in der Form« gewesen sei und »sich niemand dem Bann der starken, durch und durch eigenartigen revolutionären Persönlichkeit entzie- hen« konnte,29 mäkelt der Rezensent des »Prager Tagblatts« herum. Er gesteht zwar zu, daß Kuhs Vorträge »trotz schwer- wiegender Einwände« immer einen »mannigfaltigen subtilen Reiz« bieten: »Einmal den, daß sie Gelegenheit geben, einem geistigen Entkleidungsakt beizuwohnen, d. h., zuzusehen, unter wieviel Schweißverlust und mit welcher Gestikulation jemand coram publico denkt. Zweitens  – dem Zirkusgenuß nicht unähnlich –: daß sie den Zuschauer in die hoffnungsvolle Bangnis versetzen, jetzt und jetzt werde das straff gespannte Seil der Rhetorik reißen und der hoch- erhabene Sprecher in die Manege plumpsen.« Und auch wenn er sich auf dem Seil halten kann, bleibe den Hörern immer noch die Genug- tuung, »daß man im Wege der Improvisation nicht den ›Zarathustra‹ oder die ›Kritik der reinen Vernunft‹ hervorbringen kann und daß 800  geschriebene Seiten Verläßlicheres enthalten als ebensoviel extem- porierte Worte.« Eins kann er dem Vortragenden allerdings nicht nachsehen: daß er sich in der Lobpreisung der Erotik höchst unerotisch gebärdet habe. Einige sehr grobe und allzu deutliche Ausdrücke habe er verwendet, vor allem aber habe er lauter gesprochen, als es die, zugegeben, mißliche Akustik des Urania-Saales erfordert hätte  – untrügliches Zeichen dafür, daß er von dem, was er sagte, überzeugt gewesen sei. Daß der Vortragende trotzdem sein Publikum so unterhalten habe, wie es sich’s wünschte: »nämlich mit voller geistiger Rehabilitierung vor sich selber«, könne er versichern. Und mehr könne man zu Preisen von sieben bis fünfund- zwanzig Kronen wirklich nicht verlangen. Pikiert hebt der Rezensent dann noch einmal mahnend den Zeigefinger: »Aber nicht in den Saal donnern, Herr Kuh! Man donnert über Erotik nicht.«30  – Der Rezen- sent ist, wieder einmal, Anton Kuh. Auf Verlangen des Publikums gibt Kuh eine Woche darauf im intime- ren Rahmen des Mozarteums eine »Zugabe« über »Vergeistigte Liebe«. Riesenandrang wieder: In den Ankündigungen ist davon die Rede, daß Kuh auf vielfachen Wunsch entschlossen sei, das acht Tage zuvor bloß Prag, Urania, Großer Saal, 13.10.1921, 20 Uhr: Die Erotik des Bürgers
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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