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Anton Kuh - Biographie
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125 Einfälle, das Thema zu beleben«, mit enthusiastischem Beifall. Auf den Punkt gebracht: der »beste Redner der Stadt«.26 Auch in Wien braucht es eine »vertiefende Behandlung« des Themas in Form eines »Dilettanten der Liebe« betitelten »psychologisch-sexual- philosophischen« Privatissimums  – im 900 Zuhörer fassenden Mittleren Saal des Konzerthauses. »Das Publikum bestand aus drei Teilen: aus den Abgesandten dreier Kaffeehäuser, die sich vor sich bestätigen ließen, daß einer etwas anderes sagt, was sie längst besser gesagt haben oder noch feiner sagen würden; aus zwei Jüngern Karl Kraus’, von denen sich einer zu einem Zwi- schenruf aufschwang; aus Leuten, die sich in einem verdunkelten Saal ohrfeigen ließen und dazu lachten«.27 Präziser: »Der starre Zentralist ist zur Herrenhofmoral übergegangen. Einen ›Bür- ger‹ hat er sich eigens konstruiert, einen grotesken Bourgeois, der ihm als Watschenmann dient. […] Jeder Satz eine Injektion von Sodawasser mit fein pulverisierten Glassplittern. Wildgans wird gegen Wedekind ausgespielt. […] Alles mit der letzten Heftigkeit und Gereiztheit. […] Er bestreitet alles. Seine Psychoanalysen des Erotischen sind so scharfsichtig als gewagt. Er getraut sich alles herauszusagen, was sich die anderen nicht einmal denken. Dabei verach- tet er sein nettes artiges Publikum ziemlich gründlich. Typus: der sich grob stellende Wirt, der auch die stillsten Gäste anrempelt.«28 Ab 22. Dezember gastiert Leopold Jessner mit seiner Inszenierung »Richards III.« vom Berliner Staatlichen Schauspielhaus am Wiener Raimund-Theater. Anton Kuh packt die Gelegenheit beim Schopf, gegen den »Berliner Bluff« generell vom Leder zu zie- hen und gegen den Berliner Theaterbetriebsbluff im besonde- ren, gegen den modernen »Auffassungsdarsteller« generell und Fritz Kortner in der Hauptrolle im besonderen, der Richard III. als brüllenden Fleischerknecht gebe und von dem er sich nur wundert, daß er angesichts der roten Treppe, die sich vor ihm auf- türmt  – die »Jessnersche Treppe«, eine Stufenbühne, ist ab 1919 orga- nisierendes Zentrum von Jessners Inszenierungen  –, nach einem Pferd verlangt und nicht ruft: »Ein Lift, ein Lift, ein Königreich für einen Lift!« Als Jessner, Proponent des politischen Theaters und als General- intendant der Schauspielbühnen des Staatstheaters Berlin heftig umstrit- ten, Anfang 1930  – »im Wege gütlicher Vereinbarung«, wie das preußi- sche Kultusministerium verlautbart  – aus dieser Funktion ausscheidet, hält Kuh ihm eine Grabrede  – die zweite bereits: »Ein Nekrologist soll sich nicht selber zitieren. Wie aber, wenn er seinem Gegenstand schon Wien, Konzerthaus, Mittlerer Saal, 29.11.1921, 21 Uhr: Dilettanten der Liebe Wien, Musikverein, Kleiner Saal, 3.1.1922, 19 Uhr: Ein Pferd, ein Pferd …
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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