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Anton Kuh - Biographie
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402 schändlichen Machtgebrauch anheimgegeben  – dies erst heisst ›über der Politik‹«. »Bayreuth, das Oberammergau des Antichrist, ist die musikalische Arena, in der sich die Macht sonnt. Salzburg ist, in seinem ursprünglichen wie heutigen Sinn, gegen solche gemeine Macht erbaut worden. In Bayreuth darf blühen, was sich der Macht beugt; in Salz- burg, was sich nicht um sie kümmert.« Kuh legt Toscanini, als der das Festspieldirektorium 1937 vor die Alternative »Ich oder Herr Furtwängler« stellt, die Worte in den Mund: »›Herr Furtwängler soll sich entscheiden!‹ rief er. ›Bayreuth oder Salz- burg!  – beides geht nicht.‹ […] ›Nein!‹ rief er aus, ›es geht nicht, Herr Furtwängler kann nicht gleichzeitig die Früchte von Salzburg pflücken und den Lorbeer von Nürnberg auf dem Haupt behalten! […] Das Werk von Salzburg ist ein Werk der Humanität, des musikalischen Europäertums. Wer sich dazu nicht bedingungslos bekennen kann oder darf, der soll seine Hand davon lassen!‹«24 Am Vormittag des 27. August, da Furtwängler ab 11 Uhr im Fest- spielhaus Beethovens Neunte dirigierte, »trafen aus Reichenhall, Berch- tesgaden und sonstwo in Massen hakenkreuzbewimpelte Autobusse in Salzburg ein. […] Dann stieg die Symphonie […]. Furtwängler nimmt das Werk zu breit, zu weihrauchig-verschwommen, sagten sie; er lässt sich von den Wogen tragen, statt sie zu beschwören und aufzupeitschen; er duselt in olympischen Höhen; er reisst sich das reichserwünschte ›Gefühlsmässige‹ nur so aus dem Leib  – es ist faustische Gebärde statt Beethovens Musik  …«25 Zwei Tage »nach dem Krach im Festspielhaus dirigierte [Toscanini] die c-Moll-Symphonie des Deutschen, Über- Deutschen Johannes Brahms. Das Parterre sah ein bisschen anders aus als am Furtwängler-Tag. Statt der ausgespienen Autobus-Fracht wirk- liche Hörer, Musik enthusiasten der ganzen Welt. Und statt eines ver- zückten Flammen beschwörers mit Rückfahrt-Karte ins Dritte Reich: die fast grimmige Sachlichkeit dieses feinen Mannes, für den Musik idealer Militarismus ist: kampfbereite, tönende Exaktheit. […] wie eine rauschende Polemik mit der furtwänglerischen Neunten.«26 »Österreich?  – Eine Operette mit tödlichem Ausgang.« Dieses »bit- tere Wort«, das Anton Kuh 1930, gerade aus Wien kommend an der Pa- riser Gare de l’Est eingetroffen und nun vor einem Glas Bier bei »Heydt« sitzend auf die Frage »Und wie geht’s denn in Österreich?« entfuhr, kommt dem mit dem Pseudonym »Erasmus« zeichnenden Journalisten wieder einmal in den Sinn, als er in der Nacht von Freitag, den 11., auf Samstag, den 12. März 1938, die unter Finis Austriae in die Weltge- schichte einging, mit Freunden gespannt vor dem Radioapparat verbringt und den abrupten Wechsel von Hiobsbotschaften und Walzern, Prokla-
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter SchĂĽbler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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