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er in Innsbruck bekannt, daß er am 13. des Monats eine Volksbefra-
gung über die österreichische Unabhängigkeit durchführen werde; am
11. März überbringt Minister Edmund Glaise-Horstenau um 9.30 Uhr
der Bundesregierung das deutsche Ultimatum: Die Volksbefragung
muß abgesagt werden; um 18 Uhr tritt Schuschnigg, wie von Göring
gefordert, zurück; um 18.14 Uhr meldet die RAVAG (Radio Verkehrs
AG, d. i. der Österreichische Rundfunk), daß der »Bundeskanzler und
Frontführer« sich entschlossen habe, »die für den 13. März angesetzte
Volksbefragung zu verschieben«; anschließend getragene Musik; um
19.47 Uhr gibt Schuschnigg im Radio seinen Rücktritt bekannt und teilt
mit, daß er vom Bundespräsidenten beauftragt wurde, »dem öster-
reichischen Volk mitzuteilen, daß wir der Gewalt weichen«; daß das
Bundesheer angewiesen sei, den einrückenden deutschen Truppen kei-
nen Widerstand entgegenzusetzen, »weil wir um keinen Preis, auch in
ernster Stunde nicht, deutsches Blut zu vergießen gesonnen sind«. Mit
»einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch« verabschiedet
Schuschnigg sich »von dem österreichischen Volke«: »Gott schütze
Österreich!«; um 20.18 Uhr fordert Seyß-Inquart die »Männer und
Frauen in Österreich«, die »deutschen Volksgenossen«, im Rundfunk
zu Ruhe und Ordnung auf: »Harret aus, tretet alle zusammen und helft,
daß wir einer glücklichen Zukunft entgegengehen!«; um 23 Uhr verlangt
die Präsidentschaftskanzlei die Verlesung folgender Verlautbarung in der
inzwischen von den Nazis übernommenen RAVAG: »Der Bundespräsi-
dent hat unter dem innen- und außenpolitischen Druck und der Drohung
des Einmarsches deutscher Truppen den Bundesminister Dr. Seyß-
Inquart zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung mit der Führung
der Regierungsgeschäfte betraut«; um 23.14 wird folgender Wortlaut
gesendet: »Der Bundespräsident hat unter dem Druck der innen- und
außenpolitischen Verhältnisse den Bundesminister Dr. Seyß-Inquart
zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung mit der Führung der
Regierungsgeschäfte betraut«; Musik: deutsche Märsche; am 12. März
beginnt um 5.30 Uhr der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in
Österreich; am 13. März wird gleichzeitig in Wien und Berlin das
»Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen
Reich« verkündet; am 15. März meldet Adolf Hitler am Wiener Hel-
denplatz »als Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Rei-
ches […] vor der Geschichte nunmehr den Eintritt [s]einer Heimat in
das Deutsche Reich«.29
In den Tagen vor dem »Anschluß« ist Anton Kuh in Wien. Er kommt
am 9. März mit dem Zug aus Brünn. »Österreich ist das Land meiner
Geburt. Jede Zuckung seines Daseins hatte mich, tiefer als viele andere,
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Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anton Kuh
- Untertitel
- Biographie
- Autor
- Walter Schübler
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Abmessungen
- 13.8 x 22.2 cm
- Seiten
- 576
- Kategorie
- Biographien