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Ernster sei er geworden in New York, gesetzter, für die »Landsleut’«
soll er sich die Füße wund gelaufen haben, um Quartiere und Stellen für
sie zu finden. Jeden Sonntag habe er einen »Jour« gehabt, »immer in
einem anderen für die Gelegenheit geliehenen Heim. ›Wiener lassen
bitten‹ nannte eine sehr gastfreundliche amerikanische ›Hostess‹ diese
Sonntage, an denen Anton Kuh das ›beste Wien‹, das er je ergattern
konnte, einer distinguierten Gesellschaft vorstellte.«24
Als Franz Werfel in Amerika ankam, soll Kuh im Apartment eines
Bekannten dem Freund aus Wiener und Prager Tagen und Alma Mahler-
Werfel einen Empfang gegeben haben. »Zu diesem Abend erschien
Carl Zuckmayer, Frau Stresemann, die Witwe des früheren deutschen
Reichsministers, Heinrich Mann, Luise Rainer, Fritz Kortner, Erwin
Piscator, Paul Henreid, der österreichische Dichter und Mitglied des
Schuschnigg-Kabinettes Zernatto, Professor Suida, Liesl Glück und
viele andere. Franz Werfel, der einst sehr Feurige, stand schweigsam
versonnen, beglückt, weil ihm dieses kleine Stück Europa im tosenden
New York für einige Stunden Geborgenheit und Wärme bedeutete.
Dann hob er sein Glas und leerte es: ›Zur Ehre und zum Lobe dessen,
der uns hier alle vereint, dem blitzenden Geist vom schöneren Wien,
Anton Kuh.‹«25 Daß die Werfels Kuh jedenfalls im Herbst 1940 in New
York getroffen haben, ist verbürgt.26 Ebenso der Umgang mit Irmgard
Keun27 und Stef(f)i und Friedrich Kiesler.28
1938 – 1941
So wenig über seine privaten Verhältnisse verlautet, so gut vernehmlich
ist hingegen der Publizist Anton Kuh. Schon in seiner Rede »Geschichte
und Gedächtnis« auf dem New Yorker Sender WEVD im Rahmen der
»Radio-Stunde des German-Jewish Club29 am 26. November 1938
schlägt er den Ton an, auf den seine Wortmeldungen in den USA pro-
grammatisch gestimmt sind: »Ich werde konkret sein, schrill und un-
angenehm konkret.« Er fordert seine Hörerinnen und Hörer, »als Emi-
grant zu Emigranten und als Emigrant zu Amerikanern«, dringlich auf:
»Tun Sie sich selber weh, behalten Sie Ihr Gedächtnis […] frisch […]
für die grosse historische Gerichtsverhandlung«, die da kommen wird.
** Etwa an einer »Mondscheinfahrt auf einem Dampfer – Cocktails für die
Erwachsenen, Tanz für die Kinder – bis auf die Höhe von Yonkers und
wieder retour« ([t-r]: Mond über dem Hudson. In: Aufbau, Vol. 6, No. 30,
July 26, 1940, p. 6).
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Buch Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anton Kuh
- Untertitel
- Biographie
- Autor
- Walter Schübler
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Abmessungen
- 13.8 x 22.2 cm
- Seiten
- 576
- Kategorie
- Biographien