Seite - 22 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Oberbaurat Köchlin und die führenden Wie-
ner Bildhauer Zumbusch, Kundmann und Til-
gner. In der Sitzung vom 19. Juni 1885 wurden
die Richtlinien für die Ausschmückung des Ar-
kadenhofes festgelegt – nur Universitätsprofes-
soren sollten dort geehrt werden, in den übri-
gen Räumen dürften nach Genehmigung durch
den Senat auch andere Personen Denkmäler er-
halten. Köchlin sollte eine Skizze der […] Aus-
schmückung des Arkadenhofes mit Büsten, Statuen,
Gedenktafeln36 vorlegen. Nach dem Tod Eitelber-
gers im April 1885 schien der Archäologe Otto
Benndorf als Mitglied der Artistischen Kommis- sion die stilistische Orientierung in Richtung ei-
nes archäo logischen Klassizismus vorgegeben zu
haben, wie an den Denkmälern von Kundmann
und besonders Zumbusch zu erkennen ist (Abb.
11).37 Benndorf stand in enger Verbindung zu
Zumbusch, der ihn zu Ausgrabungen in Samo-
thrake und Limyra begleitete.
Köchlin fertigte 1890 gemeinsam mit dem
Bildhauer Alois Düll ein Modell zweier Arka-
denabschnitte an (Abb. 12).38 Das Farbmuster
erinnert an die Wandgestaltung im Innenhof
des Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie, wie sie das Präsentationsblatt Ferstels
von 1873 zeigt: eine Felderteilung durch rot und
grün marmorierte Platten.39 Der Senat sprach
sich aber gegen die Färbung der Wandflächen
aus. Das Modell zeigt Büsten über Konsolen
und jeweils im Zentrum ein architektonisch ge-
rahmtes Büstenepitaph. Nach einstimmigem Be-
schluss sollten Standbilder in ganzer Person nur
für hervorragende Personen, die nicht der Universi-
tät angehört40 haben, zulässig sein. Entsprechend
dem hierarchischen Verständnis von Porträtplas-
tik wurden Standbilder für den Kaiser und für
Mitglieder des Kaiserhauses vorgesehen.
Eine Hommage an das Haus Habsburg wur-
de immer wieder angedacht, ist doch die Ge-
schichte der Universität eng mit dem Haus
Habsburg verbunden. Das Deckenfresko der Al-
ten Universität (1765) zeigt die Fakultäten noch
unter dem Schutz des Kaiserpaares Maria There-
sia und Franz I. Stephan. Die Ehrung im neuen
Haus beschränkte sich schließlich auf das Stand-
bild des regierenden Kaisers Franz Joseph, das
aber nicht zentral in der Aula, sondern im lin-
ken Treppenhaus Aufstellung fand. Es sollte von
Standbildern Rudolfs IV, des Stifters, und Maria
Abb. 11: Kaspar Zumbusch, Denkmal für den Juristen Prof.
Julius Glaser, Frontispiz aus: Julius Glaser, Bibliographisches
Verzeichnis seiner Werke (hrsg. W. Glaser), Wien 1888.
ingeborg
schemper-sparholz22
36 UAW S Z2471 1985.
37 M. Kolisko, Caspar von Zumbusch, Wien 1931, S. 62–63. Vgl. das Porträtrelief für Glaser und die Stele für Leopold
Hasner von Artha, Benndorf begründete die umfangreiche Abgusssammlung des archäologisch-epigrafischen Semi-
nars in Wien, die auch als Vorbildsammlung in Betracht zu ziehen ist.
38 Gips, farbig gefasst, H: 52 B: 67 cm, T: 25 cm. UAW Sign. 114.95.
39 Heinrich von Ferstel. Bauten und Projekte für Wien (Ausstellungkatalog Hermesvilla), Wien 1984, Kat. 138, S. 70.
40 UAW, S.Z. 3057 ex 1897/8. 1884/5 Sitzung Nr. II vom 19. Juni 1885.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken