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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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der Denkmalanordnung und der Hinzufügung von Personen eine Rolle spielten, kann das fol- gende Beispiel zeigen. Die Naturwissenschaf- ten, die bis 1976 zur philosophischen Fakultät gehörten, strebten immer stärker nach öffentli- cher Anerkennung ihrer Leistungen. Internatio- nale Kongresse in Wien boten eine gute Gele- genheit, sich zu präsentieren. So trachtete der Pflanzenphysiologe Julius Wiesner, seine Mono- grafie über den Arzt und Naturforscher Jan In- gen-Housz 1905 beim 2. Internationalen Botani- kerkongress in Wien vorzustellen (Abb. 16).55 Er verband dies mit dem Wunsch nach Aufstellung einer Büste des niederländischen Naturforschers, der von Maria Theresia nach Wien geholt worden war, um ihre Kinder gegen die Pocken zu impfen und der hier einige Jahre lebte und forschte, aber nie der Universität angehört hatte. Die zu die- sem Anlass geschaffene Büste von Franz Seifert wurde mit einer ebenfalls neu konzipierten Büs- te Nikolaus Jacquins von Leopold Schrödl und der Büste van Swietens von F. X. Messerschmidt zu einer Denkmalgruppe der Niederländer ver- bunden. Die Messerschmidt-Büste wanderte also von den Medizinern zu den Naturwissenschaft- lern. Stilistisch hielt sich Karl König, der die neue Konzeption entwarf, bei den Porträts und den Sockelformen an eine neobarocke Formenspra- che. Auch bei der Entscheidung für das Materi- al Bronze wurde auf die ältere Metallbüste Rück- sicht genommen. Die Zusammengehörigkeit wurde zusätzlich durch eine triumphbogenarti- ge Gliederung der Arkadenrückwand betont. Die lateinischen Inschriften verfasste der Altphilolo- ge Eugen Bormann. Eine am Bogenscheitel ange- brachte, bis jetzt in der Forschung nicht beachte- te Tafel hebt die besondere Stellung van Swietens hervor: IVNXIT HONORATIO PRIDEM BATA- VO POPVLARES ET MERITI SOCIOS AVST- RIA GRATA DVOS: MDCCCCV (Abb. 2).56 Als Vertreter des 18. Jahrhunderts unter den Juristen wurde Josef von Sonnenfels in den Ar- kadenhof aufgenommen. Da offenbar kein zeit- genössisches skulpturales Porträt in der Univer- sität vorhanden war, schuf Alois Düll 1891 die Büste des aufgeklärten Universalgelehrten in en- ger Anlehnung an die klassizistische Büste von Franz Anton Zauner (Akademie der Bildenden Künste, Wien). Sein Denkmal wurde 1891 auf der Juristenseite gemeinsam mit den Büsten für Franz Anton von Zeiller und Josef Kudler ent- hüllt, die sich in bürgerlicher Kleidung des Vor- märz präsentieren.57 ge(l)ehrte köpfe. der kult des genialen schädels in wien: franz joseph gall und franz klein, josef hyrtl und der schädel mozarts Die freiplastische Büste ist mit mehr als 80 Ex- emplaren die am häufigsten vorkommende Denkmalform im Arkadenhof, gefolgt von rund 50 reliefierten Porträtmedaillons, die sich meist auf den Kopf des Dargestellten beschränken. Als Zwitterform ist der aus einer kreisrunden Ni- sche freiplastisch herausragende Kopf im Typus der antiken imago clipeata einzuordnen, z.B. am Doppeldenkmal der Astronomen Johann und Theodor Oppolzer (V. Tilgner 1890). In einigen ingeborg schemper-sparholz28 55 J. Wiesner, Jan Ingen-Housz. Sein Leben und Wirken als Naturforscher und Arzt, Festgabe zum II. internationalen botanischen Kongreß in Wien 1905, Wien 1905, mit Abbildung der Büste als Frontispiz und näherer Beschreibung der Denkmalsetzung, S. 224. 56 Das dankbare Österreich stellte zwei Landsleute und ebenso verdienstvolle Männer dem Geehrten, der einst aus den Niederlanden kam, zur Seite (übers. von E. Ottmayr). 57 W. Lustkandl, Rede auf Sonnenfels und Kudler gehalten am 17. Juli 1891 bei der Enthüllung der in den Arkaden der Universität Wien aufgestellten Büsten derselben, Wien 1890. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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