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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Nikolaus von Jacquin wurden am Beginn des 19. Jahrhunderts zwei weitere Ehrungen gewid- met, die unser Interesse verdienen. Sie scheinen einmalig zu sein. Sie illustrieren anschaulich, wie unterschiedlich solche Feiern in der Wiener Uni- versität in dieser Zeit sein konnten und zugleich welche wesentliche Rolle dabei Werke bildender Kunst gespielt haben. Die erste dieser Ehrungen war mit der Toten- feier des im Oktober 1817 verstorbenen Nikolaus von Jacquin verbunden. Wir erfahren über sie aus einer Beschreibung dieses Ereignisses, die in einer als selbständiges Bändchen publizierten Trauer- rede zu finden ist.27 Danach nahmen am 9. Juni 1818 der Senat, die Mitglieder der vier Fakultäten und eine große Anzahl von Trauergästen an einer Seelenmesse in der Universitätskirche teil und be- gaben sich dann in den großen Saal der Universi- tät, um die Trauerrede anzuhören. Dort stand auf einem großen, neun Schuh hohen Sarkophag mit einer Inschrift eine angeblich sehr ähnliche Büs- te des Verstorbenen, die der geschickte Bildhauer Herr Leonhard Posch, vor mehreren Jahren verfer- tigte. Stufen, die dorthin führten, waren mit exo- tischen Blumen geschmückt. Rechts stand eine Statue der Hygieia, links waren Jacquins Werke – 36 Prachtbände – aufgetürmt. Das ganze Ar- rangement war mit weiteren Blumen, die Bezug zu Jacquin hatten, geschmückt. Sie wurden vom Gärtner Schott aufs Zierlichste geordnet. Aus der Publikation erfahren wir auch, wer diese ganze Aufstellung auf Aufforderung des damaligen De- kans entworfen hat – es war Joseph Fischer der k. k. Kammerkupferstecher und Vorsteher der fürstl. Esterházy’schen Kunstsammlungen. Der Entwurf von Fischer ist leider bisher verschollen. Neuerdings wurde von Dr. Johann Kräftner jedoch eine unsignierte Metallbüste des Nikolaus von Jacquin entdeckt, die man mit der damals aufgestellten Büste von Leonhard Posch identifizieren kann (Abb. 5). Sie befindet sich in der Bibliothek des klassizistischen Schlosses Kačina bei Kuttenberg (Kutná Hora), das der Graf Johann Rudolf Chotek in den Jahren 1802– 1822 nach den Plänen des Dresdner Architekten Schuricht hat erbauen lassen.28 Über die Entste- hungsgeschichte dieser Büste sowie ihr weiteres Schicksal ist bisher nichts bekannt.29 Man kann mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass sie in Wien noch zu Lebzeiten Jacquins entstanden ist. Wahrscheinlich nicht auf eine offizielle Bestel- lung hin, denn darüber hätten wir Informatio- Abb. 5: Leonhard Posch (zugeschrieben), Nicolaus von Jacquin, vor 1803, Metallbüste (Blei-Zinn-Legierung), Schloss Kačina bei Kutná Hora (Kuttenberg). maria pötzl-malikova40 27 Rede zur Gedächtnissfeyer des Hoch- und wohlgebornen Herrn Nic. Jos. Freyherrn v. Jacquin, gehalten im Saale der Hohen Schule am 9. Juni 1818 von Joh. Nep. Raimann, Wien, o. J. [1818], S. 28. 28 I. Cerman, Chotkové. Příběh úřednické šlechty, Praha, o. J. [2008], S. 448–458. Für die freundliche Aufnahme im Schloss, in dem sich heute ein volkskundliches Museum befindet, und die vielseitige Unterstützung meiner Recher- chen danke ich dem Museumsdirektor Dr. Pavel Novák und dem Kurator der Gemäldesammlung des Schlosses Kačina Mag. Martin Vlček. 29 In der tschechischen Fachliteratur wurde diese Büste bisher kaum zur Kenntnis genommen. Nur eine lokale Traditi- Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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