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BILDER DER MAGNIFIZENZ.
DIE KAISERLICHE REKTORENGALERIE
DER UNIVERSITÄT WIEN
Heidrun Rosenberg
sechzehn besondere porträts
In der gesamten Universitätslandschaft nimmt
die Wiener Reihe von 16 ganzfigurigen Port-
räts eine Sonderrolle ein. Heute schmücken sie
Räume, die so repräsentativ wie exklusiv sind:
Sie hängen im Rektorenzimmer, im Senatssaal,
im Festsaal und im ehemaligen Jesuiten-Refek-
torium, dem Schausaal des Universitätsarchivs.
Monumental präsentieren sie die Dargestellten
in Überlebensgröße.1 Auf ihre Amtswürde ver-
weisen Tracht und Insignien wie Zepter, Siegel
und Ring. Die Gemälde tun dies nicht immer
mit derselben Vollständigkeit oder Deutlich-
keit, doch waren sie für die „stuba consistori-
alis“ gedacht, in der ihr universitärer Rang ein-
zuschätzen war, und auch die Inschriften ließen
keinen Zweifel daran.2 Die porträtierten Rekto-
ren entstammen den drei höherrangigen Fakul-
täten der Rechtswissenschaft, der Medizin und
der Theologie, nicht aber jener der Artisten, ob-
wohl diese in Wien die meisten Mitglieder zu
verzeichnen hatte. Das Rektorenamt alleine ge-
nügte offensichtlich nicht, um in die illustre
Reihe auf
genommen zu werden. Ins Auge sprin-
gen Hinweise auf zusätzliche Verdienste und
den hohen, teils adligen Status der Männer. Sie
reichen von roten Absätzen und Wappen über Ehrenketten bis hin zu üppigen Allonge-Perü-
cken und feinsten Spitzenjabots. Draperien,
Säulen und Marmorböden stellen die Honora-
tioren in ein hochherrschaftliches Ambiente. In
den Bildlegenden werden die meisten von ih-
nen als „perillustris et magnificus“ geehrt. Da-
zu erfahren wir von teils glänzenden Karrieren
im Dienst des Staates: Neben dem kurzfristi-
gen Rektorenamt haben sich die Porträtierten
einen Namen auf Hof-, Reichs- und Landesebe-
ne gemacht, etwa als Leibarzt oder Marschall,
als höchste kaiserliche Hof- und Regierungs-
räte, als Ständevertretungen oder in der Funk-
tion von Ordensführern.
Qualität und Erhaltungszustand der Ölgemäl-
de sind heterogen. Einzelne Bilder überraschen
mit einer Güte, die sich selten bei Porträtreihen
von Amtsinhabern findet: Traditionsstiftung über
eine normierte Bilderreihe scheint nicht das ein-
zige Ziel. Vielmehr wirbt eine politische Elite ge-
zielt mit den Mitteln der Kunst um Prestige.
Mit Ausnahme eines Bildes, das im 19. Jahr-
hundert vermutlich aus raumgestalterischen
Gründen hinzugefügt wurde, ist die Wiener Se-
rie zwischen 1672 und 1756 entstanden.3 Ihre Ge-
nese fällt damit in eine Zeit starker Konkurren-
1 Die Ölgemälde messen zwischen 224 und 260 cm in der Höhe und 117,5 und 131 cm in der Breite.
2 Siehe Die Matrikel der Universität, Bd. VII 1715/16-1745/46 (hrsg. von K. Mühlberger), Wien 2011, S. 137.
3 UAW Akademischer Senat, Sonderreihe 102 (Schachtel 65), Josef Prem erhält am 30. 8. 1883 eine Quittung über
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken