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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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der wandel des rektorenamtes: vom „primus inter pares“ zum „princeps academiae“ Seit dem beginnenden 13. Jahrhundert ist zu be- obachten, wie sich die Gruppe der Universitäts- angehörigen neben Adel und Kirche gleichran- gig und ebenso überregional zu positionieren weiß.8 Nicht Geblütsrecht oder Weihe, sondern Eid und Leistung zählen zu den legitimierenden Voraussetzungen. Das steigende soziale Ansehen findet schließlich Ausdruck in einer eigenen ma- teriellen Kultur und besonderen symbolischen Kommunikationsformen wie den Insignienver- leihungen.9 Politisches Haupt dieser Gruppe ist der Rektor. Meist nicht länger als ein Semester übt er nach innen wie nach außen die Jurisdik- tion über die „universitas“ aus. Graduierungen bedeuteten einen unverlierbaren sozialen Rang. Den Doktorhut etwa reiht Marian Füssel un- ter die Symbole von überzeitlicher Dauer.10 An- ders das Rektorenamt: Diese „Verfassungsfigur ersten Ranges“11 bildete sich zwar als instituti- onelle Spitze im Ritual ab,12 doch die Kurzfris- tigkeit einer Amtsperiode und die Verpflichtung auf das genossenschaftliche Ethos eines „primus inter pares“ hemmten zunächst die Ausbildung eines eigenen Standesbewusstseins, das bildwür- dig hätte werden können. Zudem ließ die niedri- ge Vergütung bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelas- tung diese Position wenig attraktiv erscheinen.13 Unter wachsendem Einfluss der Obrigkeiten entwickelte sich jedoch im 15. Jahrhundert aus dem ehedem gleichberechtigten Führungsor- gan ein Herrschaftsorgan über die Universität. Führungslegitimation schöpfte der hohe Amts- träger nun aus sozialen Qualitäten, aus seinen Netzwerken und seinem repräsentativen Auftre- ten. An einigen Universitäten etablierten sich so- gar Adels- und Ehrenrektorate, die bisweilen von Fürstensöhnen übernommen wurden.14 Zentra- les Herrschaftszeichen wurde das Zepter, dane- ben erhielten Siegel, Matrikelbuch und Statuten eine wichtige Bedeutung. Angesichts der regio- nal unterschiedlichen sozialen Räume und Herr- schaftsstrukturen, mit denen sich die Universi- täten im Zuge wachsender Institutionalisierung verbanden, ist die Frage nach Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung eines Rektors individuell und lokal zu stellen. Bilder der Magnifizenz 49 8 L. Boehm, Libertas Scholastica und Negotium Scholare. Entstehung und Sozialprestige des akademischen Standes im Mittelalter, in: Universität und Gelehrtenstand 1400–1800, Büdiger Vorträge 1966 (hrsg. von: H. Rössker und G. Franz ), Limburg 1970, S. 15–61. 9 Ebenda, S. 48. Zu dem Thema der Gelehrtenkultur liegen rezente Beiträge vor, etwa: A. von Huelsen-Esch, Ge- lehrte im Bild. Repräsentation, Darstellung und Wahrnehmung einer sozialen Gruppe im Mittelalter, Göttingen 2006, oder M. Füssel, Akademische Rituale. Deposition, Promotion und Rektorwahl an der vormodernen Uni- versität, in: Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800 (hrsg. von B. Stollberg-Rilinger et al.), Darmstadt 2008, S. 39–43. 10 M. Füssel, Ritus Promotionis. Zeremoniell und Ritual akademischer Graduierungen in der frühen Neuzeit, in: Examen, Titel, Promotionen. Akademisches und staatliches Qualifikationswesen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert (hrsg. von C. Schwinges), Basel 2007, S. 411–450, hier S. 437. 11 C. Schwinges, Rektorwahlen. Ein Beitrag zur Verfassungs-, Sozial- und Universitätsgeschichte des alten Reiches im 15. Jahrhundert, Sigmaringen 1992, hier S. 9. 12 R. Kink, Geschichte der kaiserlichen Universität zu Wien, 2 Bde., Wien 1854. Hier Bd. 2, Nr. 12, Statuten der Uni- versität im Ganzen aus dem Jahr 1385, S. 82. 13 Füssel, Akademische Rituale (zit. Anm. 9), S. 42. 14 Schwinges, Rektorwahlen (zit. Anm. 11), S. 13
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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