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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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an keiner anderen Universität zeigen diese Port- räts, dass sich der Kaiser auf diese Riege promi- nenter Ratgeber stützen konnte. Der Hinweis auf politische Verdienste am Kaiserhof steiger- te das Prestige der Magnifizenzen auf doppel- te Weise, denn ein Kaiserhaus, das mit seinem kulturellen Kapital zu triumphieren suchte, ge- wann mit dem Ansehen ihrer Universitätsrekto- ren. In der Frage nach dem Verhältnis von Uni- versität und Hof hat sich die Forschung bisher vornehmlich auf die theresianischen Reformen konzentriert. Die Rektorenporträts zeigen, dass die Universität bereits unter Karl VI. ein beach- tenswertes Thema gewesen ist.65 Die Vereinigung der Universität mit dem Je- suitenkonvikt hatte eine neue Bauphase eingelei- tet, die erst 1654 abgeschlossen werden konnte. Es bleibt ein deutliches Zeichen der Distinkti- on, dass die Universitätsleitung selbst nicht im akademischen Kolleg untergebracht wurde. Rek- torat, Konsistorium, Kanzleien und Archiv re- sidierten ab 1629 und weiterhin bis 1884 in der Sonnenfelsgasse 19.66 Einen Beleg für die Hän- gung im exklusiven Sitzungssaal des Univer- sitätskonsistoriums liefert eine Radierung des Nürnberger Kupferstechers Georg Christoph Eimmart. Sie findet sich in dem Calendarium academicum antiquissimae ac celeberissime Uni- versitatis Viennensis von 169367 (Abb. 10). Das letzte ganzfigurige Rektorenporträt scheint 1746 entstanden zu sein.68 Die Reihe wur- de jedenfalls auseinandergerissen, Rektorenbild- nisse dienten jetzt auch anderen Räumlichkeiten zum Schmuck, etwa in dem neu erbauten Uni- versitätsgebäude von Jadot (1753–55). Laut einem Inventar von 1821 scheinen die meisten Rektoren- bildnisse nun auf dem Dachboden der Sonnen- felsgasse zu lagern.69 Lediglich drei der Porträts las- sen sich im Konsistoriumssaal nachweisen.70 Die Universität weiß diesen Besitz so wenig zu schät- zen, dass sie u.a. freigebig das Porträt des Rektors von Spaun seinen Nachfahren aushändigt. Ein anderer fand mehr Interesse daran: Graf Hans Wilczek (1837–1922). Er habe, so überlie- fert der Bericht einer Sitzung des akademischen Senats vom 14. 11. 1884, der Universität 16 Por- träts alter Rektoren in Lebensgröße geschenkt. Graf Wilczek war als Unternehmer höchst er- folgreich und stand in engster Verbindung zum Kaiser. Neben seinen vielfältigen Interessen en- gagierte er sich als Kunstmäzen, als Kurator und Museumsplaner.71 Sicherlich war ihm nicht ent- gangen, dass 1876 aus den Ateliers der Restaurir- Schule im K. K. Belvedere zwölf Ahnenbilder in Lebensgröße für den neu adaptierten Speisesaal Erzherzog Rudolfs in der Hofburg geliefert wor- den waren, zumal ihn mit dem Kronprinzen ein engeres persönliches Verhältnis verband.72 Wie Bilder der Magnifizenz 69 65 Vgl. G. Klingenstein, Vorstufen der theresianischen Studienreform in der Regierungszeit Karl VI., in: MIÖG 76 (1968), S. 327–377. Nicht zu vergessen ist auch, dass Karl VI. bereits Pläne für eine Akademie der Wissenschaften in Auftrag gegeben hatte. Vgl. dazu: Seitschek/Hutterer/Theimer, 300 Jahre Karl VI. (zit. Anm. 35), S. 247, Kat.- Nr. VII/8: Pläne zur Errichtung einer Akademie. 66 K. Mühlberger, Universität und Jesuitenkolleg, in: Karner/Telesko, Die Jesuiten in Wien, Wien 2003, S. 35, Anm. 106. Vgl. auch Wrba, Das alte Universitätsviertel, Wien 1985: 1. August 1624 Grundsteinlegung für Collegium und Kirche, Übersiedelung am 18. 1. 1625. 67 Johann Ferdinand Josef von Albrecht, Calendarium academicum celeberrimae et antiquissimae universitatis Vi- ennensis: ad multos annos complectens Univ. Rectores, Candellarios, superintendentes Caesareos, ab anno M.DC. LXX …, Wien 1693. Vgl. zu Albrecht: Klecker, Universität und Hofbibliothek (zit. Anm. 25), S. 12–13. 68 Vgl. dazu Anm. 2 69 Natter, Icones Rectorum (zit. Anm. 3), S. 14. 70 UAW 105.P 276: (Archivierungsgeschichte des Porträts Josefs von Sonnenfels.) 71 Zu den prominentesten Projekten zählen das Heeresgeschichtliche Museum und Burg Kreuzenstein: 1874–1906. 72 W. Telesko, Die Wiener Hofburg 1835–1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des „Kaiser- forums“, Wien 2012. Zum Ahnensaal: S. 273–275.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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