Seite - 79 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Bild der Seite - 79 -
Text der Seite - 79 -
gefasste Inschrift, die den Namen und die Tätig-
keit Schrötter von Kristellis angibt, sowie – in
diesem Fall anders als bei dem zuvor besproche-
nen Denkmal – die Lebensdaten des Dargestell-
ten: 1837–1908. Wie schon das Reliefporträt für Ludwig erinnert auch das Medaillon für Schröt-
ter von Kristelli an antike Münzen- und Medail-
lenporträts. Die Konzentration auf das Porträt-
profil mit heroisch nacktem Hals unterstützt
diese Assoziation. Leopold Schrötter von Kristel-
li starb 1908 in Wien. Sein Ehrengrab auf dem
Wiener Zentralfriedhof trägt ein auf einem Roh-
ling aus Syenit montiertes Bronzemedaillon, das
von Zumbusch stammt (Abb. 7).32 Dieses wurde
1907 gefertigt und 1909 auf das Ehrengrab über-
tragen.33 Aufgrund der eindeutigen Parallelen
zwischen den beiden Medaillons ist davon aus-
zugehen, dass beide nach einem Modell gegossen
wurden. Beide zeigen den Geehrten im Profil-
porträt nach links. Dadurch steht das Denkmal
in direkter Verbindung zum Ehrengrab und er-
hält durch das idente Porträt einen gesteigerten
Wiedererkennungswert. Den wesentlichen Un-
terschied stellt die Denkmalform dar, da die An-
bringung auf einem Rohling für den Arkaden-
hof undenkbar gewesen wäre. Hier wurde die
Form eines Epitaphs bevorzugt und umliegende
Denkmäler für die Gestaltung miteinbezogen.
Im direkten Vergleich zur Schwarz-Weiß-Foto-
grafie von Grillich kann in beiden Medaillons
der idealisierende Zug in der Wiedergabe des
Mediziners beobachtet werden. Das strenge
Profil nach links, der leicht nach oben gerichte-
te Blick und die klassische Darstellung verleihen
dem Porträt eine würdevolle Wirkung.
die denkmäler für gustav riehl und karl landsteiner
von arnold hartig
Parallelen und Unterschiede zu den soeben be-
sprochenen zwei Denkmälern lassen sich in den
Werken des Bildhauers und Medailleurs Arnold
Hartig beobachten. Nach den beiden Denkmä-
lern für Rudolf von Scherer und Franz Martin Schindler folgte das Denkmal für den Dermato-
logen und Rektor der Universität Wien im Jahr
1921/22, Gustav Riehl (1855–1943). Es befindet
sich in der letzten Arkade des rechten Arkaden-
gangs und wurde von einem Professorenkolle-
Abb. 7: Kaspar von Zumbusch, Grabmal auf dem Wiener
Zentralfriedhof für Leopold Schrötter von Kristelli, Gruppe
14A, Nr. 19, Rohling aus Syenit mit Porträtmedaillon aus
Bronze. Das PorträtmeDaillon als Form Des GelehrtenDenkmals 79
32 Das Ehrengrab befindet sich in der Gruppe 14 A, Nummer 19 und wurde 1909 enthüllt. Siehe Kleine Chronik vom
7. Juni 1909, […] Grabdenkmalsenthüllung, In: Wiener Zeitung, Nr. 129, 8. Juni 1909, S. 3; W. Kitlitschka, Grab-
kult & Grabskulptur in Wien und Niederösterreich, St. Pölten/Wien 1987, S. 91–99.
zurück zum
Buch Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa"
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken