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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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die Standbildskizze aus, die Reliefskizze bringe die Bedeutung des Monuments nicht so zur Gel- tung wie die Standbildskizze, er wünsche sie aber nur noch einfacher gestaltet. […][Die Darstellung der Reliefskizze führe] das Bureau des Ministers […] in den Bereich des gewöhnlichen Lebens, über welchen er das Denkmal erhoben wünsche. Auch Exner schloss sich Trenkwald an und wies dar- auf hin, dass sich der Künstler selbst für die Reli- efskizze entscheide und man daher vor allem den Intentionen desselben folgen solle. Gerade das Re- lief bringe den eigentlichen Gedanken des Denk- males, die Vereinigung der drei Männer zur Schaf- fung des großen Werkes, zur Geltung; zudem sei es, was künstlerische Schönheit betrifft, dem anderen Entwurfe weit überlegen. Mit ihm einer Meinung waren ferner Benndorf, der das Relief in größe- rem Maßstab ausgeführt wünschte, damit der mo- numentale Charakter noch mehr hervortrete, und Hartel, da sich für die inneren Räume der Univer- sität […] keine Darstellung mehr [eigne] als die, welche in dem Relief ihren Ausdruck finde. Kund- mann, der das Relief präferierte, wies im Verlauf der Besprechung darauf hin, dass es so möglich sein werde den Köpfen der Persönlichkeiten mehr Leben einzuhauchen; die Scene werde so wahrhaft dramatisch werden. Als Miklosich nach langer Diskussion ab- stimmen ließ, herrschte nur über den Auf- stellungsort Einigkeit: der genannte Platz im Arkadenhof. Was die Form des Denkmals an- ging, stimmten lediglich der Vertreter des Minis- teriums, Graf Latour, und Arneth für das Stand- bild, alle anderen für das Relief. Latour hielt jedoch umgehend fest, dass eine letztgültige Entscheidung beim großen Komitee liege, dem Künstler solle aber hinsichtlich der Details keine weitere Directive gegeben werden.14 Latour spielte offenbar auf Zeit. Wenige Tage später, so ist einem Brief Kund- manns an Benndorf zu entnehmen, wurde der Künstler ins Ministerium gebeten. Der Unter- richtsminister selbst hatte den Wunsch ausge- sprochen, die beiden Skizzen für das Leo Thun- Denkmal in Augenschein zu nehmen. Ich werde also morgen persönlich vorsprechen und anfragen, wohin die beiden Entwürfe gebracht werden sollen; da dieselben nur für 1–2 Tage verlangt werden, so dürfte ja bald etwas über die Anschauung S[einer] E[xcellenz] bekannt werden.15 Interessanterweise ist von da an – entgegen dem Abstimmungsergebnis des ‚artistischen Co- mités‘ – nur mehr ein einziges Mal vom Reli- efentwurf die Rede, und zwar in einem Brief Kundmanns an Miklosich vom 13. Juli 1889. Diesem ist zu entnehmen, dass Kundmann tags zuvor einen vergleichenden Beleuchtungsversuch im Octogon der Arkaden und im Atrium in Ge- genwart der Professoren Trenkwald und Niemann ausgeführt hatte und dabei feststellen muss- te, daß sich meine Voraussicht vollkommen erfüllt hat. Die Beleuchtung im Octogon hat sich für das Relief-Projekt ungünstig erwiesen, sodaß ich, nach- dem dieser Platz einstimmig gewählt wurde, das- selbe überhaupt zurückziehen müßte, und nur das Andere, mit der Statue und den beiden Büsten, für geeignet erklären könnte.16 Zu seiner eigenen Orientierung wünschte er von Miklosich Einsicht in das Protokoll der Sitzung vom 30. Mai 1889, die ihm Miklosich sogleich ermöglichte. Kundmann plädierte da- raufhin mit Rücksicht auf die herrschenden, di- vergirenden Ansichten, die Sitzung des großen Comite’s bis zum Herbste zu vertagen.17 Er gewann dadurch Zeit, in den Ferien und den Monaten danach an unterschiedlichen Modellentwürfen für die Standbildgruppe zu arbeiten. Das Thun-ExnEr-BoniTz-DEnkmal im arkaDEnhof DEr univErsiTäT WiEn 93 15 Brief Kundmanns aus Wien an Benndorf, 5. Juni 1889 (ÖNB, HAD: Autogr. 650/2-7). 16 Brief Kundmanns aus Wien an Miklosich, 13. Juli 1889 (ÖNB, HAD: Autogr. 135/132-1). 17 Brief Kundmanns aus Wien an Miklosich, 18. Juli 1889 (ÖNB, HAD: Autogr. 135/132-2). 18 Brief Kundmanns aus Wien an Miklosich, 26. November 1889 (ÖNB, HAD: Autogr. 135/132-3). 19 Schreiben Kundmanns aus Wien an Benndorf, laut Stempel auf dem „Karten-Brief zur pneumatischen Expressbe-
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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