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des Paulinums eine erhaltene Lob- und Gedächt-
nisrede auf ihn hielt.2 Zudem publizierte er in
seiner Eigenschaft als Dekan der philosophi-
schen Fakultät am 9. Juli 1746 eine Einladung zu
Leibniz’ Jubiläumsfeier.3 Bei Rednergesellschaf-
ten machte Gottsched vehement auf Leibniz’
Leistungen aufmerksam und betonte das Anse-
hen, welches Leibniz bereits im Ausland genoss,
und drängte wiederholt auf die Errichtung eines
Monuments.4
Nicht nur adelige, sondern auch bürgerli-
che Personen mit Denkmälern zu ehren, for-
derte Gottsched „schon in seiner Opitzrede von 1739“, die in dieser Hinsicht als „das erste öf-
fentliche Plädoyer“5 für die Zurschaustellung ei-
nes Gelehrtenbildnisses angesehen wird.6 Tat-
sächlich entwarf er diese Perspektive bereits in
der Rezension der Ausgabe von Leibniz’ „Collec-
tanea Etymologica“ von 1732.7 Dem Briefwech-
sel ist zudem zu entnehmen, dass Gottsched das
Erasmusdenkmal von Hendrick de Keyser (1565–
1621) auf dem Markt von Rotterdam beispielhaft
anführte.8 Allgemein ist anerkannt, dass seiner-
zeit „nur Männer fürstlicher Herkunft für öffent-
liche Denkmäler in Frage“ kommen. 9 Dennoch
schlägt Gottsched in Leipzig eine bürgerliche
silvia
schmitt-maass288
2 J. C. Gottsched, Das Andenken des vor 100 Jahren in Leipzig gebohrnen Freyherrn Gottfried Wilhelms von
Leibnitz, welches in hoher Gegenwart Ihrer Kön. Hoheiten, Beyder ältesten Kön. u. Chursächs. Prinzen, auf der
Pauliner-Bibliothek zu Leipzig 1746 den 10 May vorgelesen worden, in: Ausgewählte Werke (hrsg. von J. Birke/Ph.
M. Mitchell), Bd. 1–11, Berlin 1968–1995, Bd. 1, S. 188–203; vgl. R. Otto, Gottscheds Leibniz, in: Pluralität der
Perspektiven und Einheit der Wahrheit im Werk von G. W. Leibniz: Beiträge zu seinem philosophischen, theologi-
schen und politischen Denken (hrsg. von F. Beiderbeck/S. Waldhoff), Leipzig 2011, S. 191–264, hier S. 257.
3 J. C. Gottsched, Ad audiendam orationem qua memoria nati ante saeclum viri illustrissimi Godofredi Guilielmi
Lib. Bar. a Leibnitz d. IX. mens Iul. A. H. S. MDCCXXXXVI. hor. IX. mat. in auditorio-philosopho. […] invitat
ord. ohilos. decanus, [Leipzig 1746], nicht paginiert.
4 Otto, Gottscheds Leibniz (zit. Anm. 2), 258 f.
5 Ebenda.
6 Vgl. I. Weibezahn, Das Leibnizdenkmal in Hannover. Geschichte, Herkunft und Wirkung, in: Niederdeutsche
Beiträge zur Kunstgeschichte, XI, 1972, S. 191–248; T. H. von der Dunk, Das Deutsche Denkmal. Eine Geschichte
in Bronze und Stein vom Hochmittelalter bis zum Barock. Köln/Weimar/Wien 1999, S. 398.
7 Otto, Gottscheds Leibniz (zit. Anm. 2), S. 258.
8 Ebenda, S. 259, Anm. 375.
9 U. Merkel, Das plastische Porträt im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Bildhaue-
Abb. 1: Festwagen zu Gottfried Wilhelm Leibniz’ Abreise aus Leipzig, Universitätsjubi-
läum am 30. Juli 1909, Fotografie, Universitätsarchiv Leipzig (Sign. UAL FS U00069).
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken