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Relikte feudalistischer Herrschaftsbeziehungen,
die – wenngleich asynchron und unglaubwürdig
inszeniert – einer modernen, auf Selbstverwal- tung gründenden und das Berufungsrecht besit-
zenden Universität nicht angemessen scheinen.
professorengräber und -grabdenkmäler
auf dem alten friedhof
In Erfahrung der Pestepidemie 1529 hatte Land-
graf Philipp der Großmütige, zusammen mit
dem Bau der Gießener Festungswälle 1530–33,
auch einen neuen Friedhof (heute Alter Fried-
hof) im Osten außerhalb der Stadt anlegen las-
sen (Abb. 7). Erst 1623–25, d.h. während der
zeitweiligen Aufhebung der 1607 gegründeten
Universität, wurde eine feste Kapelle auf dem
Friedhofsgelände (Abb. 8) errichtet.13 In deren
Innerem finden sich repräsentative Epitaphi- en für die drei ersten Rektoren der Ludovicia-
na (Abb. 9 und 10), die Professoren der Theo-
logie, mithin der ranghöchsten Fakultät, und
zugleich Superintendenten der Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt waren. Die Grabdenkmäler
demonstrieren die damals übliche enge personel-
le Verzahnung von Amtskirche, Hochschuladmi-
nistration und -lehre.
Das Epitaph des Gründungsrektors Johan-
nes Winckelmann (1551–1626)14 an der südlichen
GelehrtenGedenken in der Universitätsstadt Giessen 309
13 Die erste, in der Zwischenzeit stark veränderte bzw. historistisch rekonstruierte „Kapelle auf dem Gottesacker“ hatte
der Gießener Baumeister und Gastwirt Johannes Ebel zum Hirsch erbaut. Vgl. Denkmaltopographie Bundesrepub-
lik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Universitätsstadt Gießen (hrsg. vom Landesamt für Denkmalpfle-
ge Hessen), Braunschweig/Wiesbaden 1993; D. Klein, Die Gießener Friedhöfe. Erinnerungsorte der Universitäts-
geschichte, in: Panorama (zit. Anm. 4), S. 250–255.
14 Johannes Winckelmann war zunächst an der Marburger Universität tätig, wechselte aber infolge der zunehmend
Abb. 7: Topografie der Gelehrtenmemoria in Gießen.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken