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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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vom Ensemble der anderen Denkmäler (Abb. 12). Erfreulicherweise sah die Mehrheit des Preisgerichts ebenfalls in der selbstbewusst da- stehenden, lebendig wirkenden Figur eine ad- äquate Widerspiegelung der Persönlichkeit Lise Meitners. Insbesondere der knapp 3,5 m³ große wuchtige Kunststeinsockel mit seinen tief einge- schnittenen Stufen, seinen Unregelmäßigkeiten, Schrägen und Brüchen wurde als ein außerge- wöhnliches Narrativ bewertet. Geschaffen wurde das Modell von der nam- haften Berliner Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach. In ihrer Modellerklärung schreibt sie, dass sie erkennen musste, dass es kaum Bild- nisse von Wissenschaftlerinnen gibt und zu Li- se Meitners Zeiten kaum Professorinnen. „Wie schwer muss es für eine Frau gewesen sein, wis- senschaftlich zu arbeiten, wie viel schwerer noch, wissenschaftlich geachtet zu werden. Dies brach- te mich auf die Idee, den Sockel möglichst breit zu machen, um in Gedanken der vielen ‚Nicht- aufgesockelten‘ gedenken zu können.“7 Und sie führt weiter aus: „Stufe für Stufe schritt Li- se Meitner. Es waren immer Einschnitte. Sie beginnt mit dem Status des ‚unbezahlten Gas- tes‘ und inmitten ihrer Forschungen musste sie emigrieren. Die Stufen brechen ab. Sie geht ih- ren Weg auf der anderen Seite – im Ausland, im Hintergrund – weiter […]. Sie steht abseits in ihrer kleinen hervorragenden und herausragen- den Größe.“8 In der abschließenden Diskussion ging es insbesondere darum, ob das Denkmal von An- na Franziska Schwarzbach dem aktuellen Kunst- und Denkmalsdiskurs standhält. Während eini- ge Mitglieder des Preisgerichts ausschließlich die Stele von Dagmar Pachtner als ein adäquates zeitgenössisches Kunstwerk betrachteten, sah die Mehrheit des Preisgerichts gerade in dem Ent- wurf von Schwarzbach eine aktuelle Aussage in hoher künstlerischer Qualität und votierte für dessen Realisierung. künstlerischer entstehungsprozess des lise-meitner- denkmals Es war eine wunderbare Erfahrung für mich, den Entstehungsprozess des Denkmals in allen Ein- zelheiten verfolgen zu dürfen, zu erleben, wie die Künstlerin am nackten Stahlkreuz allmählich ei- ne Figur formte und wie von dieser Tonfigur ei- ne Gipsfigur abgeformt wird und von dieser wie- derum ein Wachsmodell, bis zu dem Zeitpunkt, da sich die glühende Bronze in die Form ergoss, die Figur aus der Schalung herausgeklopft und teilweise ziseliert wurde, wobei die Bildhaue- rin möglichst viele Arbeitsspuren an der fertigen Bronze belassen hat. Bei der Arbeit am Denkmal konnte Anna Franziska Schwarzbach auf ihre jahrzehntelange Erfahrung im Bereich des figurativen Arbeitens, der Gedenkplastik und Gedenkmedaille zurück- Abb. 12: Modell von Anna Franziska Schwarzbach, Ber- lin, Wettbewerbssiegerin, eingereicht zum Kunstwettbewerb für das Lise-Meitner-Denkmal im Ehrenhof der Humboldt- Universität zu Berlin 2013. angelika keune330 7 Bericht der Vorprüfung zur Sitzung des Preisgerichts am 18. 6. 2013, Berlin, Nichtoffener Kunstwettbewerb für das Lise-Meitner-Denkmal im Ehrenhof der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2013, Einzelbericht 1005. 8 Ebenda. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
Geschichte Chroniken
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