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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Man bestellte alle Terrakottastatuen und die Verzierungselemente der Fassade bei der Fabrik Ernst March und Söhne in Berlin-Charlotten- burg.10 Die allegorischen Wissenschaftsskulptu- ren wurden anhand von in der Fabrik vorhande- nen Mustern ausgeführt, und Modelle deutscher Bildhauer (Albert Wolff, Bernhard Afinger, Her- mann Schievelbein, Hermann Wittig und Ru- dolf Siemering) und eines ungarischen Meisters (Miklós Izsó) dienten zur Ausführung der Ge- lehrtenstatuen.11 Das Budapester Gebäude von Stüler zeigt dem Stil, der Raumanordnung und den Verzierungselementen der Fassade nach enge Beziehungen auch mit den früheren öffentlichen Gebäuden des Architekten: mit dem schwedi- schen Nationalmuseum in Stockholm und der Universität Königsberg (1860 und 1862).12 Wäh- rend aber die gleichen Berliner Bildhauer an der figuralen Verzierung der Gebäudefassaden von Budapest und Königsberg tätig waren, verfer- tigten am Nationalmuseum Stockholm örtliche Künstler die Porträts der großen Gestalten der schwedischen Kultur. Stüler verwendete das Mo- tiv der Profilbüsten von Gelehrten und Künst- lern in Tondoform auf kreative Weise auch an den Fassaden in Stockholm und in Königsberg.13 Diese bauplastische Form wird im nachfolgen- den halben Jahrhundert an den öffentlichen Ge- bäuden verschiedener Wissenschaftszweige die gemeinsame Berufsidentität kennzeichnen und die Trägerin der Gelehrtenmemoria auch für die Außenwelt sein.14 Die frühesten Beispiele in Un- garn erscheinen an den Wänden des Treppen- hauses und des Vorlesungssaals des ehemaligen Chemischen Instituts der Budapester Universi- tät. Sie entstanden 1868, drei Jahre nach der Voll- endung des ungarischen Akademiegebäudes. Sie sind ohne Ausnahme Tondoporträts ausländi- scher Gelehrter (Abb. 7). Das Programm stammt von einem Fachkundigen, dem bekannten unga- rischen Chemiker Károly Than, der seine Ausbil- dung in Heidelberg bei Robert Wilhelm Bunsen Auf der Suche nAch räumen und formen der memoriA 341 10 Zur Tonwarenfabrik March: C. A. Wolf, Studien zur Tonwarenfabrik March in Charlottenburg, phil. Diss., Tech- nische Universität Berlin, Berlin 1990. 11 Kemény, A Magyar Tudományos Akadémia palotája (zit. Anm. 9), S. 122. 12 www.bildindex.de (abgerufen am 23. Jänner 2017.): Neue Universität, Königsberg (Aufnahme-Nr.: Foto Marburg 1.199.144; 212.482; Deutsche Fotothek FD 352 582; FD 20 161; FD 52482; FD 52 483; FD 352 583; FD 352 584). 13 Börsch-Supan/Müller-Stüler, Friedrich August Stüler (zit. Anm. 7), S. 231, S. 945. – Ethos und Pathos. Die Ber- liner Bildhauerschule 1786–1914 (Ausstellungskatalog Staatliche Museen zu Berlin), Berlin 1990, S. 557, S. 580–581. 14 Zum Beispiel: 1875, Jernkontoret (Haus des Metallkontors) in Stockholm: Tondos renommierter schwedischer Na- turwissenschaftler von Johan Frithiof Kjellberg – Herzlichen Dank für den Hinweis an Fredrik Krohn Andersson; 1892, Allgemeine Poliklinik in Wien, mit 13 Keramikmedaillons berühmter Wiener Ärzte. Abb. 6: Gelehrtenporträts an der Hauptfassade des Palastes der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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