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te es neue regionale Zentren schaffen. In diesem
Prozess kam der Stadt Szeged eine bedeutende
Rolle zu. Das Programm dazu hatte der beein-
druckende Kulturpolitiker Kuno Klebelsberg,
Minister für Religions- und Unterrichtswesen,
ersonnen.23 Nach seinem Konzept sollte Sze-
ged zunächst eine Stadt mit hoher Einwohner-
zahl, mit administrativer, kultureller und wissen-
schaftlicher Anziehungskraft, ein Gegengewicht
zur kulturellen (und politischen) Dominanz von
Budapest werden. Als Modelle für Szeged dien-
ten die mittelgroßen europäischen Städte, wie
z. B. Augsburg, Bologna, Toulouse und Graz. Es
wurde ein Wettbewerb für das ganze Stadtzent-
rum ausgeschrieben, um die neuen Gebäude für
die von Kolozsvár (heute Cluj-Napoca, Rumä-
nien) hierher geflüchtete Universität ebenso wie
für den neuen Sitz des Bistums Csanád (früher in
Temesvár, heute Timișoara, Rumänien) und für
sein Priesterseminar aufbauen zu können. In der
Ausschreibung wurde vorgegeben, dass die Erd-
geschosse der neuen Bauten mit Arkadenreihen
versehen sein müssen, um der Idee des „ungari-
schen schöpferischen Genius“ und der „ungari- schen Kulturdominanz“ auch visuell Ausdruck
zu verleihen.24
Der Gewinner des Wettbewerbs war der Bu-
dapester Architekt Béla Rerrich (1881–1932), der
Klinker als Baumaterial der Gebäude wählte.
Vorbildlich waren hierfür die modernen Klin-
kerbauten zeitgenössischer nordeuropäischer
Architekten (Fritz Höger, Ragnar Östberg),
die Rerrich während seiner Studienreisen nach
Skandinavien und Norddeutschland auch per-
sönlich getroffen hatte.25 Die zeitgenössische
kunsthistorische Rezeption setzte die Gebäude
aus Szeged in Parallele zu den Rathäusern und
den Palazzi der italienischen Renaissance (Palaz-
zo Pubblico, Siena), die Ausgestaltung des Plat-
zes zum Markusplatz in Venedig. In den drei
aneinandergefügten Flügeln, die den Platz um-
rahmen, erinnern Reliefs und Büsten auf Konso-
len und auf vor die Wand gestellten Postamenten
an die großen Gestalten Ungarns. Zur Beto-
nung des nationalen (und christlichen) Charak-
ters der Ruhmeshalle fanden hier in der ersten
Zeit auch Skulpturen von Herrschern und (auch
kirchlichen) historischen Persönlichkeiten neben
Künstlern und Gelehrten ihren Platz. Bei Aus-
bruch des Zweiten Weltkriegs standen schon fast
achtzig Denkmäler, reich an Formen und typo-
logischer Vielfalt (Abb. 11).26
Die neueren Erweiterungen nach dem Welt-
krieg und nach der letzten politischen Wende
sind Belege dafür, dass sich der in den 1930er-
Jahren gestaltete Platz für die Metamorphosen
der ursprünglichen Erweiterungskonzeption des
Denkmalensembles als geeignet erwies. Man
konnte ihn mit immer neuen Inhalten füllen. In
der Ära des Sozialismus erhielten in erster Li-
nie Literaten und Gelehrte, deren Präsenz für das
nationale Gedächtnis eine wichtige Rolle spiel-
Auf der Suche nAch räumen und formen der memoriA 345
23 K. Klebelsberg, A szegedi gondolat, in: Magyar Iparművészet, XXXV, 1932, S. 2–7. – Zur Kulturpolitik Klebels-
bergs: „A legnagyobb álmú magyar kultuszminiszter”, gróf Klebelsberg Kuno (hrsg. von G. Ujváry), Budapest 2013.
24 Ebd. S. 2–3.
25 The Architecture of Historic Hungary (hrsg. von J. Sisa/D. Wiebenson), Cambridge, Mass./London 1998, S. 247–
249.
26 A. Zwickl, A szegedi Dóm tér, in: Művészet, 1988, 4. S. 2–5, S. 61–62.
Abb. 10: Szeged, Domplatz.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken