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dem Parlament, befindet (Abb. 12). Ein gelehr-
ter Ackerbauminister mit historischem Interesse,
Pál Romány, hatte den Blick für den architekto-
nischen Raum in der Arkade des 1885 errichte-
ten Gebäudes, der dann auf Konsolen die Büsten
der hervorragenden Vertreter der ungarischen
Landwirtschafts- und Tierzuchtkultur aufnahm.
Man begann 1977 die Skulpturengalerie der be-
deutendsten Agrarfachleute Ungarns bis in das
18. Jahrhundert zurückgehend aufzustellen. Zur
politischen Konzeption der zentralistischen so-
zialistischen Industrie und Landwirtschaft pass-
te die Idee, die Vorbilder gelehrter Fachleute
zu beschwören – und nicht nur auf der Ebene
der Denkmalsetzung. Ausgezeichnete Experten
beschäftigten sich auch mit der wissenschaftli-
chen Aufarbeitung der Werke der Vorgänger und
mit der Nutzbarmachung ihrer Ergebnisse. Bei
der Zusammenstellung des Gelehrtenensemb- les spielten ausschließlich die wissenschaftlichen
Verdienste der Porträtierten eine Rolle. Die bei-
den Denkmalgalerien in Szeged und Budapest
sind bis heute lebendige Beispiele der Initiativen
der 1970er-Jahre, die immer wieder mit neuen
Gelehrtenskulpturen erweitert werden.30
Diese beiden Gruppen von Kunstwerken zei-
gen, vor welchem Hintergrund sich die Gelehr-
tenmemoria in Ungarns sozialistischer Ära ent-
faltete. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche
Beispiele dafür, dass die verschiedensten Fach-
gebiete – in Erinnerung an die ungarischen Ge-
lehrten – ab den 1970er-Jahren in Ungarn ihren
Vorläufern Denkmäler setzten. Typischerweise
erfolgte dies an den Universitäten. Am aktivsten
waren neben der Technischen Universität Buda-
pest die Universität für Forstwissenschaft und
Holztechnik in Sopron31 sowie die Universitäten
von Debrecen und Pécs und besonders die me-
Auf der Suche nAch räumen und formen der memoriA 347
30 Zum Anfang der Gelehrtengalerie siehe: o. V., Szoborgaléria a magyar agrárgazdaság nagyjainak emlékére, in:
Magyar Mezőgazdaság, XXXII, 1977, 35, S. 2.
31 Wissenschaftler-Denkmäler im Botanischen Garten: http://www.nyme.hu/index.php/6252/?&L=1, abgerufen am
23. Jänner 2017.
Abb. 12: Budapest, Arkaden des Agrarministeriums.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken