Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Chroniken
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Seite - 354 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 354 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Bild der Seite - 354 -

Bild der Seite - 354 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Text der Seite - 354 -

chen Gebäude stellt das Fresko in der ersten allge- mein zugänglichen Laibacher wissenschaftlichen Bibliothek (jetzt Seminarbibliothek) dar, ein Werk von Giulio Quaglio (1668–1751) aus Laino im Val d’Intelvi bei Como.10 Im Jahr 1701 wurde die Bibliothek von dem Laibacher Bischof Sigis- mund Christoph Herberstein, dem Dompropst Johannes Prešeren und dem Dom dechanten Johann Anton Thalnitscher (Dolničar) gegrün- det.11 Die beiden Letztgenannten waren auch die antriebsstärksten Mitglieder der Academia Ope- rosorum, die im ersten Viertel des 18. Jahrhun- derts künstlerische und wissenschaftliche Be- mühungen der Laibacher Gelehrten bündelte. Zuerst befand sich der Bibliotheksraum über der Sakristei in der Kathedrale des hl. Nikolaus, der aber nicht den Sicherheits-, Räumlichkeits- und Repräsentationsbedürfnissen entsprach. Des- halb wurde der neue Bibliothekssaal im Priester- seminar Collegium Carolinum, das ab 1708 er- baut wurde, geplant.12 Das erste Programm für die Ausstattung war eine ambitionierte Invention des Bruders des Dechanten, dem sehr gut in der Kunst bewanderten Juristen Johann Gregor Thal- nitscher (Dolničar) (1655–1719), der sich nach dem Studium und Reisen in Italien mit dem Vor haben beschäftigte, Laibach in eine moderne barocke Stadt umzubauen.13 In seinem unvollen- deten Manuskript mit den beiden Titeln Biblio- theca Labacensis publica Collegii Carolini Nobili- um und Ectypon Bibliothecae Publicae Labacensis stellte er in Dialogform das Programm für die künstlerische Ausstattung als bereits realisiert dar – indem er Agesilaus, Präfekt im Collegium Carolinum, seinen italienischen Gast Lentulus durch die Bibliothek führen lässt.14 Thalnitscher plante Porträts von den drei Bibliotheksstiftern und den wichtigsten krainischen Vertretern von insgesamt einundzwanzig Wissenschaften und Kunstgattungen (1. Theologi, 2. Canonistae, 3. Sacri oratores, 4. Ascetae, 5. Historici, 6. Geneolo- gici, 7. Iuristae, 8. Medici, 9. Chimici, 10. Philoso- phi, 11. Mathematici, 12. Geographi, 13. Astrologi, 14. Geometrae, 15. Musici, 16. Picturae, sculpturae et architecturae cultores, 17. Arithmetici, 18. Politi- ci, 19. Oratores et humaniorum litterarum scripto- res, 20. Poetae, 21. Philologici), teils als Marmor- statuen, teils als Gemälde (statuae marmoreae et icones; coloribus expressam intueris effigiem).15 In seiner Handschrift stellte er mehr als 190 krai- nische Gelehrte und Künstler dar und legte ei- ne Liste mit denjenigen an, die für die einzelnen der einundzwanzig Fächer stehen könnten.16 Bei Johann Ludwig Schönleben konnte sich Thal- nitscher nicht entscheiden, ob er die Theolo- gie vertreten oder als Historiker die erste Stelle barbara murovec354 11 Die Stiftungsurkunde wurde mehrmals transkribiert, vgl. Thalnitscher, Historia (zit. Anm. 9), S. 173–174 (De Bibliotheca publica: S. 177–180), S. 329, Anm. 663. 12 A. Lavrič, „Štiri fakultete“ v ljubljanski Semeniški knjižnici. Prispevki k ikonografski interpretaciji Quaglieve posli- kave, in: Acta historiae artis Slovenica, XII, 2007 (Zusammenfassung: The „Four Faculties“ in the Seminary Library of Ljubljana. Contribution to Iconographic Interpretation of the Ceiling Fresco by Giulio Quaglio), S. 167. 13 Vgl. Lavrič, Janez Gregor Dolničar (zit. Anm. 9), S. 40, Anm. 165. Das Programm wird besonders aus seinen als Discursus politicus de bono statu et requisitis excollendae et qualificandae Civitatis Labac., Metrop. Carn. betitelten No- tizen ersichtlich. 14 Handschrift 14 (Seminarbibliothek, Laibach); Transkription: J. G. Dolničar, Bibliotheca Labacensis publica Col- legii Carolini Nobilium, in: Trubar, Hren, Valvasor, Dolničar. O slovstvu na Kranjskem. Znanstvenokritična izdaja (hrsg. von L. Vidmar), Ljubljana 2009, S. 181–293; Fr. Ks. Lukman, Pripombe o Dolničarjevi „Bibliotheca publica Labacensis“, in: Zbornik za umetnostno zgodovino, n. F. V/VI, 1959 (Zusammenfassung: Bemerkungen über Thal- nitschers „Bibliotheca Lab. Publica“), S. 469–470, 476; vgl. auch V. Steska, Dolničarjeva „Bibliotheca Labacensis publica“, in: Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko, X, 1900, S. 134–140, 145–174; Lavrič, Janez Gregor Dolničar (zit. Anm. 9), S. 45; Lavrič, Štiri fakultete (zit. Anm. 12), S. 167–168. 15 Hs. 14, S. 20–141; Dolničar, Bibliotheca (zit. Anm. 14), S. 195, 250; Lukman, Pripombe (zit. Anm. 14), S. 470. 16 Hs. 14, S. 20–141; Dolničar, Bibliotheca (zit. Anm. 14), S. 195–289. 17 Diese Figur wurde in der älteren Literatur erst als Theologie (Fr. Stele, K zgodovini bibliotečnih stavb v Ljublja- Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
zurück zum  Buch Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa"
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
Geschichte Chroniken
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa