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ners der slowenischen Bewegung) und Natur-
wissenschaftlers enthüllt. Sein Denkmal war bei
dem Wiener Bildhauer Victor Tilgner (1844–
1896) bestellt worden.23 Ein Jahr später wurde im
Lesesaal die „überlebensgroße“ Gelehrtenbüs-
te Johann Weichard Valvasors (1641–1693) von
dem Salzburger Bildhauer Josef Müllner (1840–
1911) aufgestellt.24 Das Ausstattungskonzept des
Landesmuseums visualisierte erstmalig die For-
schungserfolge der krainischen Gelehrten und
führte damit noch in der Habsburgermonarchie
die Bestrebungen der Academia operosorum und
besonders von Thalnitscher nach wissenschaft- licher Repräsentation aus.
In dieser Zeit entstanden für Wissenschaft-
ler auch die ersten Denkmäler im öffentlichen
Raum, zunächst in Laibach mit dem Denkmal
des schon im Landesmuseum zweifach porträ-
tierten Johann Weichard Valvasor vor dem neu-
en Museumsgebäude (Abb. 4). Die Idee, die Sta-
tue Valvasors in der Stadt aufzustellen, ging auf
das Rudolfinum zurück.25 Die zeitgenössischen
nationalen Auseinandersetzungen zwischen Slo-
wenen und Deutschen spiegelten sich aber in der
Errichtung der Denkmäler von historischen Per-
sonen genauso stark wie in der Politik wider. Die
Betonung der eigenen (wissenschaftlichen) Leis-
tungsfähigkeit sollte womöglich identitätsstif-
tend wirken. Nach einem Bericht der Lai bacher
Zeitung (7. Mai 1891) war „das Ministerium für
Cultus und Unterricht bereit, auf Rechnung des
diesfälligen, ihm zur Verfügung stehenden Cre-
dites durch einen heimatlichen Künstler eine
Statue des als Geschichtsschreiber und Topogra-
phen Krain’s sowie als Patrioten“ bekannten Ge-
lehrten „[…] herstellen zu lassen.“ Sie soll […]
einem öffentlichen Platze in Laibach zur Aus-
schmückung […] dienen.“26 Die verwende-
ten Worte zeigen, wie vorsichtig bzw. diploma-
tisch die deutsche Seite versuchte, ihre Absichten
durchzusetzen. Trotzdem vergingen vom Auftrag
1894 bis zur Errichtung der Statue, die der kra-
inische Bildhauer Alois Gangl (1859–1935) aus-
führte, insgesamt zehn Jahre. Das Denkmal
Valvasors, eines Mitglieds der Royal Society in
London,27 der wegen seiner Investitionen in das
Land verherrlichende Forschungs- und Buch-
projekte (unter anderem schrieb er auch die
grundlegende Landesgeschichte in vier Büchern,
Die Ehre deß Hertzogthums Crain, 1689) in ernste
barbara
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24 A. Müllner, Ein Denkmal für den Freiherren Johann Weichard Valvasor, in: Argo, III, Mai 1894, Sp. 97–98 (mit
Tafel); vgl. auch Čopič, Javni spomeniki (zit. Anm. 2), S. 42.
25 Čopič, Javni spomeniki (zit. Anm. 2), S. 42.
26 Zitiert nach Müllner, Ein Denkmal (zit. Anm. 24), Sp. 97.
27 Seine Biografie in Deutsch: I. Palladino/M. Bidovec, Johann Weichard von Valvasor (1641–1693). Ein Protagonist
der Wissenschaftsrevolution der Frühen Neuzeit. Leben, Werk und Nachlass, Wien/Köln/Weimar 2008 (mit weiter-
führender Literatur).
Abb. 4: Alois Gangl, Valvasor-Denkmal, 1903, Bronze,
Laibach, Trg narodnih herojev.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken