Seite - 360 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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schen, wissenschaftlichen und universitären
Kreisen teil. Aus Laibach kamen unter anderen
Dr. Dragotin Lončar aus dem Unterrichtsmi-
nisterium, Prorektor Prof. Karel Hinterlechner
und Prof. Rajko Nahtigal von der Universität so-
wie der Schriftsteller Fran Govekar als offizieller
Vertreter der Stadt Laibach. Die Eröffnungsrede
hielt der Slawist Prof. Nahtigal, der neben dem
wissenschaftlichen Beitrag von Miklosich auch
betonte, wie dieser sich für die slowenischen
Schulen einsetzte. Er beschrieb dessen Rol-
le bei den österreichischen Schulreformen, was
ihm auch den Platz neben dem Monument von
Leo Graf Thun Hohenstein und den Büsten von
Prof. Hermann Bonitz und Prof. Franz Exner im
Arkadenhof der Universität Wien sichere. Nicht zuletzt hob der Laudator hervor, dass Miklo-
sich Volksschulen nur in der slowenischen Spra-
che fordere, im Gegensatz zum Bischof Anton
Martin Slomšek (1800–1862), der sich für zwei-
sprachige Schulen einsetzte.32 Beim anschließen-
den Bankett folgten noch weitere Reden, beson-
ders interessant ist der Bericht in der Zeitung
Slovenec über die Bemerkung Govekars, der
erwähnte, dass „Laibach vielleicht schon in die-
sem Herbst ein Denkmal Miklosichs bekommen
wird.“33
In so kurzer Zeit wäre es unmöglich gewe-
sen, ein komplettes Denkmal zu errichten, wenn
nicht das alte Podest des Franz-Joseph-Denkmals
verwendet worden wäre. Für die Hauptstadt
und ihre Universität war es aber 1926 nicht nur
wichtig, den berühmten Landsmann im öffent-
lichen Raum angemessen zu würdigen, sondern
vor allem waren seine Ansichten auch höchst
aktuell. Wie Nahtigal am Ende seiner Rede in
Luttenburg betonte:
„Ich komme zum Schluss! Ich denke, dass
ich ausreichend die allgemeinmenschliche Mo-
numentalität des wissenschaftlichen Oeuvres
von Miklosich skizziert habe und den noch im-
mer andauernden Nutzen für die slawischen Na-
tionen zeigte, für die es in ihrer kulturellen Ent-
wicklung nicht nur erforderlich sein wird, das
wesentliche Merkmal eigener nationaler Indi-
vidualität, die Muttersprache, zu pflegen, son-
dern sie könnten in seinem Werk wissenschaft-
liche Förderung und Hinweise für ihre immer
größere und enge Einheitlichkeit finden. […]“34
Diese Rede wurde vollständig publiziert
und könnte als Botschaft eines slowenischen In-
tellektuellen in Bezug auf die Frage der Spra-
chen und im Kampf für Erhaltung der sloweni-
schen (gegenüber der serbokroatischen) Sprache
verstanden werden. Die slowenische nationale
barbara
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32 R. Nahtigal, Franc Miklošič (Slavnostni govor o priliki odkritja spomenika v Ljutomeru dne 8. avgusta 1926.), in:
Ljubljanski zvon, XLVI/10, 1926, S. 565.
33 Odkritje Miklošičevega spomenika v Ljutomeru, in: Slovenec, 10. August 1926, LIV/179, S. 4.
34 Nahtigal, Franc Miklošič (zit. Anm. 32), S. 572.
Abb. 5: Svetoslav Peruzzi/ Tine Kos, Miklosich-Denkmal,
1908, 1926, Marmor, Laibach, Miklošičev park.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Titel
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Herausgeber
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Abmessungen
- 18.5 x 26.0 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Kategorien
- Geschichte Chroniken