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TransgressiveMobilität–PerspektivenderKapitel 31
markantwahr.DiebaulicheUmgestaltungwarebensoTeildieserVeränderung
wieMobilitätundMigration.MitdenwachsendenMetropolenverändertesich
dasurbaneLebensgefühl.Was(jüdisches)Leben indenStädtenbedeutete,un-
terlageinemstetigenWandel.DieserWandlungsprozessbildetedenRahmen,
innerhalbdessensichdiepopuläreKulturalsurbanesPhänomenzuentfalten
begann(Kapitel2).
Hatte indenvorangegangenenJahrzehntenpopuläreUnterhaltungvielfach
inTavernen,GastgärtenundRestaurants stattgefunden, fandsie imFindeSiè-
clezunehmendinfürUnterhaltungsvorstellungenkonzessioniertenRäumen,
diemitunterauchaufdieMobilitätderAuftretendenausgerichtetwaren, statt.
DieSpielstättensahenvor,dass„hauseigene“EnsemblesaufTourgingen,wäh-
rendKünstler*innenvonauswärts ihreSäle füllten.Freizeitparksrichteten im
SommerspezielleBühnen,wiedasSommeretablissement imKaisergartenareal
desWienerPraters, fürreisendeEnsemblesaufSommergastspiel ein.Diegas-
tierendenSchauspieler*innenunddieanderenKünstler*innenbenötigtenaber
auchUnterkünfte.SiewurdenwurdenzumTeil imHaus,zumTeil ineigens
eingerichtetenArtistenheimenuntergebracht.Es istauchkeinZufall,dassviele
derneuentstandenenVarietésohnehin inHotelsuntergebrachtwaren, sodass
dieKünstler*innen indenHotelzimmernnächtigenkonnten.DieMobilität
bedeuteteaberauch,dassGruppenundeinzelneAkteur*innen,dienichtmobil
seinwollten,umihrenErfolg fürchtenmussten.Dennzumeinengabeszwar
immermehrSpielstätten,zumanderenaberauchzunehmendeKonkurrenz
(Kapitel3).
DerTourneebetrieberforderteangepassteFormenderOrganisation:Agen-
turen,ManagementundZeitungen,dieeinen internationalenAustauscher-
möglichten unddamit das Reisen unddie Tour erleichterten. In Budapest
gründeteeinMitgliedderWienerpopulärenUnterhaltungsbranchedieein-
gangszitierte InternationaleArtistenRevue.Nachundnachkorrespondierte
diese immerstärkermit ihremamerikanischenPendant,demNewYorkClip-
per.DieZeitungenermöglichtenzudemKünstler*innenderverschiedensten
Sparten, ihrKönneninternationalzubewerben.FürKünstleragenturenstell-
tensolcheOrganeKontaktzupotentiellenneuenEnsemblemitgliedern,aber
auchzuEnsembles, fürdieeineTouraußerhalb ihrerHeimatstadtorganisiert
werdensollte,her.GleichzeitigmachtensichdurchdieSchaffungvonRäumen
wieArtistenheimen–bezogenaufdennächtlichenAufenthaltundden„pri-
vaten“CharakterderZimmer–Gerüchtebreit,denenzufolgediepopulären
SpielstättenOrtegeheimerProstitutiongewesenseien.DieMobilitätbrachte
derpopulärenKultur somitauchVorwürfeein.Ebenso lagallerdings inder
Mobilitätunddem‚Fremden‘,mitdemdieAuftretendenvonaußerhalbvielfach
assoziiertwurden,auchderenFaszination.DieseAttraktionversuchten jüdi-
schewienichtjüdischeKünstler*innennichtnurmittels tatsächlicherMobilität,
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur