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54 Amüsement indenMetropolen
diedieKünstler*innendarboten,gestaltetensichbunt.Sie reichtenvonPossen
(Komödien,diemitÜbertreibungundWitzspielten),Couplets (miteinprägsa-
menLiedernunterlegteKurzpossen)undpikantenLiedernüberartistischeund
akrobatischeNummernbishinzuImitationskunstoder„Drahtseilakten“.7Was
zählte,wardasAußergewöhnliche:DasPublikumfragtenachMimiker*innen,
Komiker*innenund„knochenlosen“MenschensowieanderemSkurrilenwie
„kleinsteZwerge“oderBabysmitSchnurrbärten.8
ZurSzenepopulärerKulturkonntenverschiedensteRäumegehören:Zum
einennatürlichdieSpielstättenselbst.ZumanderenaberauchLokale, inde-
nendie Stars ihreZeit verbrachtenundmit ihrenFans sprachen,wenn sie
geradenicht auftraten.AußerdementstandenUnterkünfte fürArtist*innen
undKünstler*innen sowieVereinslokale, in denenZusammenkünfteunter
denSzenemitgliedernabgehaltenwurden.DasAmüsementunddieRäume, in
denenesstattfand,warenindas täglicheLebeneingebettet.Siebefandensich
andenHauptroutender jeweiligenNachbarschaften,unweitvonEinkaufsmög-
lichkeiten.DieSpielstättenbefandensichnicht seltenauchindenSälenvon
Hotels.Daswarpraktisch,botdieHotelgastronomiewichtigeInfrastrukturwie
VerpflegungundeinenSchlafplatz fürKünstler*innenundArtist*innenvon
auswärts.
DieFragederVersorgungvondenKünstler*innengewannmitderenReisen
anBedeutung.NuntratenMenschenauf,dieandenAufführungsortenüber
keinenWohnsitzverfügtenundaufeineUnterbringungangewiesenwaren.Die
Nächtigungsmöglichkeiten,dieinWienmitderHotelinfrastrukturgegebenwa-
ren,mussten inBudapestundNewYorkinandererFormbereitgestelltwerden.
InderungarischenHauptstadtentstandenrundumdieAufführungsstätten
sogenannteArtistenheime.Untertagswaren die BudapesterArtistenheime
wichtigeAufenthalts-undAustauschorte.ZudemprägtenArtistencafés,die für
„RendezvousallerArtisten[undArtistinnen]“dienten,9balddieUmgebung
derEtablissements.AuchinWienetabliertensich„Artistenheime“,allerdings
hattendieWienerArtistenheimeeinenanderenZweck:Hierwarenderartige
UnterbringungenzurVersorgungvonkrankenoderaltenSzeneangehörigen
gedacht,wohingegendieHeime inBudapest entstanden, damit auswärtige
Künstler*innen zu gutenKonditionen nächtigen und leben konnten. Aber
auchdieBudapesterErfindungvoncaféartigenTaglokalen fürKünstler*innen
7 Siehehierzudie Inserate, IAR,1.8.1894,4.
8 Inseratdes„kleinstenZwerges“, IAR,1.11.1891,4; Inseratder„MiniaturAthletenundAkro-
baten“, IAR1.11.1894,17.SieheallgemeinJosephPhilippi, „DasPicante inderKunst“, IAR,
1.8.1892,1–2.
9 Siehe etwa die Hinweise auf Herzmanns Artistencafé. „Herzmann’s Artistencafé“, IAR,
8.11.1891,10.
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur