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Auf die Tour! - Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
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212 Dieurbanen„Busentempel“alsMöglichkeitsräume bedeuteteundalsAnspielungaufdieVorbehaltegegenüberder tschechischen BevölkerungWiensentstand.115 IndiesemWienerVolkssängerstückverwendet derProtagonistdie ihmunddemPublikumgeläufigeZuordnungsodannfür dieBeschreibungdernichtbekanntenPariserUmständeunddamitsichdas PublikumeineVorstellungdarübermachenkonnte,waseinPariserGauner tat.DassolltedieSituationerklärenundfürAmüsementsorgen. DiepopulärenLiederundStückereferiertenständigaufgeteilteLebenswel- tenvonJüdinnenundJudenundNichtjüdinnenundNichtjuden.Zumeinen spieltendieKünstler*innenmitals„jüdisch“Konzipiertem.Zumanderengrif- fensieantisemitischeStereotypeauf,verwendetenFloskelnundAssoziationen. DerartigeReferenzenwaren inallenStückenevident.AnandererStellever- wendetendieKünstler*innen„Jargon“,WienerDialektunddas sogenannte „Jiddeln“,–alsoeineMischungaus JiddischunddemrestlichenWiener,Buda- pesterundNewYorkerSprachenpolyglott–, anderwiedernächstenvariierten sie jiddische/‚jüdische‘Ausdrücke(eppes,euwehetc.)oderflochtenAusrufe wie „bist dumeschugge“ ein.116DieKünstler*innenverwendetenderartige PhrasenundRedewendungenwederalsaußergewöhnlichnochzurMarkie- rungeinerDifferenz.Vielmehrbenutztensiesie so,wie imalltäglichenHör- undSprachgebrauchgewöhnt,nämlichselbstverständlichundbeiläufig.Gibt es indenStückenmehrerePersonen,kommtesnichtzueinerexplizitenZu- weisungeinesspezifischenWortschatzeszueinzelnenFiguren, sonderneiner gleichmäßigenVerwendungdesbuntgemischtenWortschatzesvonallen, ledig- lichdie Intensitätkonntevariieren.Damit illustrierendieVolkssänger*innen sehrdeutlich,dassnicht einMonolingualismusverschiedeneethnischoder nationalabzugrenzendeGruppeneinte, sonderngeradeimSprachgebrauchdie PlurikulturalitätderStädte ihrenAusdruckfandunderst rechtkeinegetrennt jüdischeundnichtjüdischeAufführungsrezeptionexistierte. EineähnlicheFunktionwiedasEinpflegenvonjüdischenundanderenSte- reotypenerfülltedaslatenteVerwendenvonsexuellenAnspielungen,dieKünst- ler*innenindenStückenmehroderwenigeroffensichtlichartikulieren. InDer AfrikareisendegeschiehtdasmiteinemkolonialistischenBlickaufdievermeint- lichafrikanischeFrau.DiesestelltdasStückalsMittel zumZweckdar.Solange sichderProtagonist ineinerNotlagebefindetundaufdieHilfeder„Tochter des Stammeshäuptlings“ angewiesen ist, verspricht er, siemit nachEuropa zunehmenundzuheiraten.Zurück inWien, sucht er sich aber lieber eine „Böhmin“,diemitabwertendenKlischeesüber tschechischeFrauendenunziert wird: 115 ZurRedewendungundihrerkarikaturistischenDarstellungüberTschech*innensieheBecher, ÖsterreicherundTschecheninderKarikatur,42. 116 AndreasNachama, Jiddisch imBerliner Jargon:Oder:HebräischeSprachelemente imdeut- schenWortschatz (Berlin: Jaron,2007). © 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
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Auf die Tour! Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
Titel
Auf die Tour!
Untertitel
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Autor
Susanne Korbel
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21188-4
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
272
Kategorie
Kunst und Kultur
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