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Das automatisierte Fahren im
Kontext56
3.12 Die Cruise Control als Nebenprodukt der Technik-Utopie
Zu den utopischen Visionen, die literarisch, zeichnerisch und filmisch imaginiert wurden,
und den technischen Versuchssystemen, die grafisch und fotografisch in Szene gesetzt
wurden, kamen Mitte der 1950er-Jahre konkrete Anwendungen hinzu.
Popular Science berichtete 1954 über ein „wohlerzogenes“ Gaspedal, den von Ralph
Teetor (1890–1982) entwickelten Speed-o-Stat. Dieser automatische Geschwindigkeits-
halter und -begrenzer erfreute sich unter den Namen Tempomat oder Cruise Control bald
großer Beliebtheit. Die Zeitschrift präsentierte das System als Meilenstein auf dem Weg
zum automatischen Fahren und ordnete es damit in eine größere Fortschrittsbewegung
ein ([35], S. 166 ff., 264; [42], S. 34). Tatsächlich verlief diese Bewegung aber umgekehrt:
Mit der Entwicklung des Tempomats koppelte sich das in reduzierter und individualisierter
Form automatisch fahrende Auto von der Großvision automatischer Autobahnen ab. Damit
bildete der Tempomat ein Modell für die Fahrerassistenzsysteme, die das automatische
Fahren heute bereits nahezu verwirklichen.
In einem Popular Science-Artikel von 1958 heißt es, Chrysler habe ein neues supergad-
get entwickelt, einen „Auto-Piloten“ für 86 Dollar Aufpreis ([36], S. 105 ff., 248, 250). Vom
automatischen Verkehr ist nun keine Rede mehr, die utopische Vision schrumpft und kon-
densiert in einer Ware, die sofort verfügbar ist.
Diese neue Logik der Unmittelbarkeit manifestiert sich im begleitenden Foto (s. Abb.
3.7), das einen verchromten Drehknopf zeigt, der neben dem Tachometer am Armaturen-
brett angebracht ist und der Geschwindigkeitseinstellung dient. Zu sehen ist außerdem eine
Hand: Daumen und Zeigefinger sind dabei, den Schalter zu drehen.
Diese Nahaufnahme steht am Ende einer langen bildlichen Annäherungsgeschichte an
das technische Objekt, die mit den fernen Landschaftspanoramen begann. Damit lassen
sich historisch aufeinander folgende Bildstufen identifizieren, die vom Abstrakten zum
Konkreten, von der Zeichnung zum Foto, von der Außenaufnahme zum Innenraum, von
der Gesamtschau zum Detail, vom Kollektiv zum Individuum verlaufen.
Abb. 3.7 Einstellrad für den Auto-
piloten, Chrysler 1958 ([36], S. 105)
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
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