Seite - (000073) - in Autonomes Fahren - Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Bild der Seite - (000073) -
Text der Seite - (000073) -
613.19
Das Ende des Fluchtwagens im Vollautomaten ohne Interface
Zweitens wird auch die Möglichkeit der Umprogrammierung des Fahrzeugs durch
Dritte angesprochen, was dann zu einer Bedrohung für seinen Besitzer wird. Diese Variante
des Kontrollverlusts taucht auch in den aktuellen Debatten um mögliche Hackerangriffe
auf autonome Fahrzeuge auf.
3.18 Autonome Fahrzeuge im Science Fiction-Film
Mit dem Jahr 1990 beginnt eine 15-jährige Hochkonjunktur autonomer Fahrzeuge im
Science Fiction-Film. Das Kino zeigt in ambivalenten Dystopien, wie der Mensch sich die
schöne neue Welt der automatischen Fahrzeuge aneignet oder aus ihr vertrieben wird.
Im Konflikt zwischen Mensch und Maschine lautet die zentrale Frage: Wer steuert? Die
noch aus Knight Rider bekannte Möglichkeit, manuell das Steuer zu übernehmen, entfällt
nun in manchen Filmen. Vor allem Fluchtsituationen werden zum Testfall für den Frei-
heitsgrad des automatischen Automobils. Zudem wird die Fehleranfälligkeit der Mensch-
Maschine-Schnittstellen angesprochen. Hervorzuheben ist, dass die meisten Filme dabei
weniger die Forschung am autonomen Fahren reflektieren, sondern die Entwicklung der
aktiven Assistenzsysteme. An dieser Stelle seien nur drei Meilensteine genannt: Seit 1995
ist die Electronic Stability Control (ESP) verfügbar, die ein Schleudern des Fahrzeugs
verhindert. Mit der 1998 von Mercedes vorgestellten Distronic wurde halbautomatisches
Fahren möglich. Der niederländische Hersteller TomTom brachte 2004 das erste mobile
Navigationsgerät auf den Markt. Für die Popularisierung maschinenunterstützten Fahrens
war diese Entwicklung von entscheidender Bedeutung, da der Fahrer sich nun daran zu
gewöhnen begann, den Lenkanweisungen eines Computers zu gehorchen.
3.19 Das Ende des Fluchtwagens im Vollautomaten ohne Interface
Im Science-Fiction-Film lassen sich zwei Ausprägungen selbstfahrender Automobile
unter scheiden. Erstens gibt es eine totalitäre Version, die vollautonome Fahrzeuge ohne
manuelles Interface zeigt.
Der Film Total Recall (1990) von Paul Verhoeven inszeniert erstmals die Krise des
Fluchtwagens durch das automatische Auto der Zukunft. Während die Verfolger sich in
einem manuell gesteuerten Wagen nähern, versucht der von Arnold Schwarzenegger ge-
spielte Arbeiter Douglas Quaid, in einem automatischen Taxi (Johnny Cab) zu flüchten.
Den Befehl, sofort Gas zu geben, versteht der Android jedoch nicht und fragt nach einer
Adresse (Total Recall, 00:34:00). Als Mensch-Maschine-Schnittstelle ist die Sprache eher
hinderlich, da der Fahrroboter die Komplexität menschlicher Kommunikation nicht simu-
lieren kann. Erst nachdem Quaid den mechanischen Chauffeur aus seiner Verankerung
gerissen hat und das Auto mit einem Joystick selbst steuert, gelingt ihm die Flucht.
Die Überwachungsutopie Minority Report (2002) von Steven Spielberg zeichnet ein
noch wesentlich dystopischeres Bild. Hier gibt es nicht einmal mehr den Ausweg, das
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung