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Wechselwirkung Mensch und autonomer
Agent110
Modelle basieren demnach auf kontextspezifischen Erwartungen und Vorerfahrungen so-
wie auf der aktuellen Wahrnehmung der Systemeigenschaften. Sie stellen die Grundlage
des Systemverständnisses und der Handlungsentscheidungen des Benutzers dar. Dies be-
deutet, dass sowohl die fehlerfreie Nutzung als auch das Vertrauen in technische Systeme
maßgeblich davon bestimmt wird, inwieweit die Funktionsweise der Maschine mit den
Erwartungen der Nutzer kompatibel ist [33].
Die Kompatibilität im Kontext mentaler Modelle bezieht sich neben der Bedienbarkeit
auch auf das Nutzererleben sowie die allgemeine Technikakzeptanz. Zhang und Xu [51]
postulieren in diesem Zusammenhang eine Modifizierung oder Restrukturierung bestehen-
der mentaler Modelle bei der Einführung und Nutzung neuer Technologien. Mangelnde
Kompatibilität kann zur Frustration führen und beeinflusst folglich Akzeptanz- und Diffu-
sionsraten negativ [52]. Entsprechen hingegen neue Systeme den Erwartungen (d. h. den
bestehenden mentalen Modellen), hat dies gesteigertes Systemvertrauen und positives
Nutzererleben zur Folge [53].
Mentale Modelle umfassen folglich Repräsentationen menschlichen Wissens, Einstel-
lungen sowie Werte und Emotionen, die in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt stehen. Im
Themenfeld der Automatisierung von Fahrzeugen sind sowohl die kognitionspsychologi-
schen Prozesse der Informationsverarbeitung als auch der Einfluss höherer mentaler Struk-
turen (z. B. Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche etc.) von Bedeutung. Die Interdependenz
dieser unterschiedlichen Ebenen wurde bereits in theoretischen Modellen über die Rolle
des Fahrers in automatisierten Fahrzeugen verdeutlicht (vgl. z. B. [54, 55]). Letztendlich
wird die geeignete Modifikation und Anpassung der mentalen Modelle den Umgang mit
automatisierten Fahrzeugen, die Nutzungshäufigkeit sowie die Akzeptanz dieser Systeme
maßgeblich bestimmen. Der erfolgreiche – noch zu definierende – Rollenwandel des Fah-
rers im automatisierten Fahrzeug bedarf somit einer integrativen Betrachtung der vorlie-
genden Ergebnisse zu menschlichem Verhalten in teil- und hochautomatisierten Systemen
sowie der aktuellen Vorstellungen und Bedürfnisse gegenüber vollautomatisierten Fahr-
zeugen. Oder anders gesagt, menschzentrierte Technikgestaltung impliziert nicht nur die
Betrachtung der technischen Möglichkeiten und Grenzen, sondern auch die Orientierung
an individuellen und gesellschaftlichen Wertevorstellungen und Zielen.
6.3.2 Onlineumfrage
Für viele Menschen sind autonome Fahrzeuge noch eine ferne Zukunftsvision. Auch wenn
sich manche bereits vorgestellt haben mögen, wie attraktiv es wäre, während der Autofahrt
zu schlafen oder Zeitung zu lesen, ist das Wissen über autonome Fahrzeuge in der breiten
Bevölkerung noch begrenzt. Entscheidungen über die Nutzung und Akzeptanz von
Innovationen basieren jedoch nicht ausschließlich auf rationalem Wissen [56]. Entgegen
dem Menschenbild des rationalen, nutzenmaximierenden Entscheiders – dem homo oeco-
nomicus – bedienen sich Menschen vielmehr einfacher Entscheidungsstrategien, welche
die zu verarbeitende Informationsmenge reduzieren und von emotionalen Prozessen beein-
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
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